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Geposted von Zorkaa,
Viermal gewann Marko 'kressy' Đorđević die 99Damage Liga und siegte dreimal in der ESL Meisterschaft. Der Spieler von ALTERNATE aTTaX sprach mit Marc 'Zorkaa' Marake über seine Teamrolle und warum es nur wenige gute Supporter gibt. Du warst sehr erfolgreich in der 99Liga und in der ESL Meisterschaft. Liegt das an dir oder ist das Zufall?

Beides, denke ich. Zwar bin ich nicht eindeutiger Faktor für den Sieg, aber ich bewirke schon Positives. Es gibt wenige Leute, die die Rolle des Allrounders spielen. Das sind eben viele Rollen, ist nicht eben nur der Lurker. Man ist der Supporter, Flash-Geber, Granatenwerfer. Wenn es benötigt ist, nehm ich den Raum alleine ein wie beispielsweise auf Inferno Mitte oben.

Ich kann es riskieren, zu sterben, was ziemlich oft der Fall ist. In meiner Rolle macht man alles. Davon gibt es nicht viele komplette Spieler in Deutschland. Neben mir gibt es meiner Meinung nach noch Sabit 'mirbit' Coktasar, Tizian 'tiziaN' Feldbusch würde ich in die Rolle auch noch reinpacken. Was nach mirbit und mir gekommen ist, ist echt lau. Seitdem gibt es niemanden mehr, der diesen Support spielt. Der Einzige, der da eventuell noch reinpassen würde, wäre PREET. Deshalb war er auch meine Wahl als Rookie to Watch.


Man muss sich als Allrounder für das Team opfern

Was ist so schwierig an der Rolle, dass jetzt nicht mehr wirklich etwas nachkommt? Liegt das eher an der Mentalität, sich in diese Rolle hineinzuversetzen oder hat das spielerische Gründe?

Es ist eher das Spielerische, glaube ich. In der deutschen Szene kommen mittlerweile immer nur "Umschießer" rein. Man muss sich als Allrounder für das Team opfern und steht eben nicht immer im Scoreboard ganz oben. Ich glaube auch, dass es etwas mit dem Skill zu tun hat. Mit mirbit habe ich sehr guten Kontakt und philosophiere viel über das Spiel. Und mit ihm merke ich, dass es nicht viele von solchen Leuten gibt. Zwar habe ich zu den Leuten von BIG keinen Kontakt, aber ansonsten glaube ich kaum, dass die Leute so sehr das Spiel überdenken, wie wir zwei es tun.

Deswegen ist das ein Faktor, dass da nicht so viel nachkommt. Wir waren beide in der FPL, wenige deutsche Spieler können das von sich behaupten. Wir haben einen relativ ähnlichen Werdegang und sind ähnliche Spieler.


Es ist interessant, dass du das ansprichst, denn der Fußball möchte bewusst in diese Richtung gehen: Der Jugendfußball soll reformiert werden und in Zukunft im Drei-gege-Drei ohne Torhüter spielen, statt wie üblich, Sieben-gegen-Sieben. Dadurch soll das allgemeine Talent der Jugendspieler gefördert werden, damit sie am Ball spielerisch besser sind. Sobald sie dann in der E-Jugend angekommen sind, sollen sie im herkömmlichen Sieben-gegen-Sieben ihre Rolle/Rollen lernen. Könnte man das auch in CS nicht auch so machen?

In den nächsten Jahren wird es so in CS wahrscheinlich nicht funktionieren. Eher in 10 bis 20 Jahren, wenn dann auch Vereine dafür entstehen. Meistens fällst du natürlich durch Skill auf. mirbit und ich sind keine schlechten Spieler, sondern können auch umschießen. Wir sehen einen anderen Teil vom Spiel aber auch noch. Wir können Spieler auf einer anderen Ebene ausspielen, wo sie eben nicht mitkommen. Das ist unsere Stärke, die wir gegen die meisten Spieler ausnutzen können.

Im internationalen Bereich gibt es natürlich, ich sag mal, schlauere Spieler. Mit denen gibt es zum Beispiel Smoke-Duelle und Mind-Games. Diese Duelle sind oft schwieriger zu gewinnen als gegen deutsche Spieler. Das kommt halt mit der Zeit. Ich glaube, ein Spieler an sich kann nicht dazu gedrängt werden. Entweder hat man es im Blut oder nicht. Viele können es aber rausbekommen. Ein crisby beispielsweise wäre auch jemand, der ein bisschen schlauer spielt. Er macht sein Spiel nicht zu sehr vom Aim abhängig. Vielleicht kommen die jungen Spieler da noch hin. Ich hatte auch meinen Durchbruch als Supporter und Lurker beziehungsweise Allrounder.


Ich glaube, dass die deutschen Teams oft nicht mit der Favoritenrolle zurechtkommen

Kommen wir zurück zum Meisterschaftsthema. Ist das für dich noch etwas Besonderes oder ist der Stellenwert für dich gesunken, weil du sie so oft gewonnen hast?

Meine erste gewonnene Meisterschaft war echt wunderschön. Beim ersten Mal war es auch ein Befreiungsschlag, weil ich vorher schon drei Finals gespielt hatte und immer mit 0:2 rausgeflogen bin. Eigentlich war ich immer der Underdog in den Finals, bis auf die ESG-Season. Am Anfang lief es nicht so gut, weil entweder ich oder andere Teamkollegen neu dabei waren. Dann hat man sich gefunden.

Die Meisterschaft ist immer noch bedeutend für uns. Wenn man sie gewinnt, ist man die Nummer eins in Deutschland - abgesehen von BIG, weil sie die Meisterschaft nicht spielen. Das Gefühl ist jetzt zwar anders. Aber es ist immer noch schön, die Meisterschaft zu spielen. Zudem sieht man bekannte Leute wieder.


Was ist dein Erfolgsgeheimnis für diese Turniersiege? Du hast zweimal als Underdog gewonnen. DuDe hat damals auch mit den PANTHERS gewonnen. Es scheint schon ein Trend zu sein. Was ist das Geheimnis?

Ich glaube, dass die deutschen Teams oft nicht mit der Favoritenrolle zurechtkommen. Man sieht es bei Sprout in der letzten Season. Als ich mit aTTaX gegen sie gewonnen habe, waren sie auf dem Papier auch klarer Favorit. Wir hätten eigentlich gar keine Map holen dürfen und haben doch mit 2:1 gewonnen. Das war wohl der Druck, der mit ihnen gespielt hat.

Die Season davor war es auch so, als wir bei expert eSport waren. Wir sind gerade so in die Top 4 gekommen und haben im Halbfinale gegen Sprout gewonnen. Am Ende ist es immer der Druck. Die Favoritenrolle ist manchmal eklig. Ich spiel auch lieber als Underdog auf. Mittlerweile kann ich auch als Favorit runterspielen, da darf man nicht zu viel Respekt vor dem Gegner haben.


Wie war es für dich, zuerst Robin 'ScrunK' Röpke zu besiegen und dann mit ihm seinen Bann zu brechen?

Es gibt das eine bekanntere Interview, in dem ich Robin ein bisschen geflamed habe. Damit wurde auch ein bisschen Clickbait im Video betrieben (lacht). Ich kenne ihn mittlerweile seit zwei Jahren sehr gut. Klar hatten wir uns auch über die zweiten Plätze unterhalten, das ist intern so ein kleines Meme geworden. Das hatte mir dann auch leidgetan für ihn, gegen ihn zu gewinnen. Aber die Entscheidung mit Absicht zu verlieren, gibt es eben nicht (lacht).

Und als ich damals mit expert gegen Sprout im Halbfinale gewonnen hatte, ging es gegen aTTaX mit zwei Stand-Ins. Als wir dann gewonnen haben, war ich glücklicher für ihn als für mich selbst. Er hatte bei gefühlt zehn Finalspielen ungefähr achtmal den zweiten Platz belegt. Er war danach auch sehr erleichtert.


In mehreren Situationen spiele ich mich oft selbst aus

Du hast deine Stärken angesprochen als Allroundspieler. Wo gibt es noch Verbesserungsbedarf?

Mir fallen spontan zwei Sachen ein. Einmal das Überdenken - in mehreren Situationen spiele ich mich oft selbst aus. Beispielsweise ein Szenario auf Train: Da gibt es ungefähr zehn verschiedene Wege, wie der Gegner den Pop einnehmen kann. Zwei davon sind die Standard-Takes, die man immer erwartet.

Aber als ich Pop gespielt habe, habe ich mich immer selbst ertappt. Ich dachte: Jetzt kommt da eine Flash, hier wird das Glas ausgeschossen, damit man die Flash doch nicht hört. Und dann habe ich mich immer umgedreht und das endete immer im Chaos, weil ich jedes Szenario pro Sekunde im Kopf durchgespielt habe. Dadurch spiele ich selbst schlechter.

Oft sterbe ich auch, weil ich zu viel auf das Radar gucke oder ich mich ablenke und dabei nicht auf mein Fadenkreuz achte. Das ist so ein Supporter-Syndrom, bei dem ich vergesse, auf mich selbst aufzupassen und zu sehr auf meine Teammates achte. Diese Punkte sind sehr große Schwächen von mir.


Du sagtest, dass du gerne mit mirbit über das Spiel philosophierst. Von wem hast du, neben ihm, am meisten gelernt?

Man lernt oft was über die Positionierung. Als ich Oliver Maximilian 'kzy' Heck und Christian 'crisby' Schmitt bei EURONICS Gaming beigetreten war, hatte ich viel gelernt. Da war alles sehr strukturiert. Selbst Quizzes mit 30 Fragen wurden geführt, wie man bei gewissen Szenarien reagiert. Das waren schon wichtige Details für mich, auch wenn ich heute darüber schmunzeln kann.

Bei meinem ersten richtigen Team DIVIZON habe ich natürlich auch viel gelernt, erstmals auf professioneller Ebene zu spielen. Bei aTTaX konnte ich viel von Niklas Niclas 'enkay J' Krumhorn mitnehmen. Er hatte ja damals schon G2 Esports zu deren Hochzeit gecoacht, mit Leuten wie Kenny 'kennyS' Schrub gespielt. Das waren damals meine Vorbilder und sind es sogar auch heute noch. Jetzt spiele ich gegen sie, auch wenn die Leistungen nicht auf dem gleichen Level sind.


Abschließende Frage: Wo steht kressy in drei Jahren und wie viele Meisterschaften hat er bis dahin gewonnen?

Eigentlich wäre es das Ziel, dass ich in diesen drei Jahren gar nicht mehr die Meisterschaft spiele, sondern den BIG-Weg gehe. Wer weiß, wohin es mich verschlägt. Vielleicht komme ich mit dem Team in die Top 20 oder Top 15, das wäre cool. Das ist noch sehr weit weg, bevor hier wieder Flames kommen. (lacht) Aber mal schauen, was in drei Jahren erreicht werden kann.

Ich würde mir wünschen, in einem Top 10-Team zu sein. Drei Jahre sind viel Zeit, wo viel passieren kann. Vor drei Jahren hatte ich mich von der Starter-Division in die erste durchgeboxt, bin Stammgast für den Titelanwärter und hoffe, dass es in Zukunft eher um die Pro League und weitere Turniere dieser Art geht.


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