Geposted von Zorkaa,
Im zweiten Teil des Interviews spricht Lukas 'yb' Gröning über den Vergleich zwischen der indischen und der deutschen Szene. Auch über die Akzeptanz im asiatischen Land gibt er Auskunft.
Gibt es in Indien nationale Formate wie die 99Damage Liga oder die ESLM, in denen man sich hochspielen kann?


In Indien gibt es - wie in Deutschland auch - die ESL Meisterschaft. Diese hat jeweils drei Saisons im Jahr sowie eine Open-, eine Challenger- und eine Masterliga. Ansonsten gibt es keine Ligen, dafür allerdings sehr viele LAN-Turniere.

Die Leute haben hier nicht das Geld für eigene PCs und spielen daher viel in Internet-Cafés. Diese veranstalten hin und wieder LAN-Turniere. Ich würde sagen, das war es auch schon größtenteils. Wenn es Qualifier gibt, sind diese meist für ganz Asien.


Wie würdest du allgemein das Level der indischen Szene einschätzen, vor allem im Vergleich mit Deutschland oder der DACH-Region?


Solche Vergleiche anzustellen, ist immer unglaublich schwierig. Die indische Szene ist ohne Frage schwächer als die deutsche. Im letzten Jahr hat sie sich aber deutlich verbessert. Als ich von OpTic nach Indien geholt wurde, kamen auch Spieler aus Serbien und Polen, um die Szene wachsen zu lassen. Im Vergleich sehe ich sie auf dem Niveau der 99Damage Liga Division 2 oder der schwächeren ESLM-Teams.


Was hältst du generell von diesem Konzept, ausländische Spieler zu "importieren", um die Community zu entwickeln?


Ich finde es sehr gut. Das Problem ist nur, dass man die richtigen Leute dafür braucht. Man sollte bereit sein, sich zu entwickeln. Wenn ich nur Starspieler reinhole, habe ich keinen Nutzen für die lokale Szene und die Spieler. Es kamen beispielsweise drei serbische Spieler Darko 'soLo' Mitić, Dav David 'Dav' Miljanić und Đorđe 'DJOXiC' Niciforović zu Entity, was letztlich gar nicht funktioniert hat.

Zu Global Esports kamen mit Kamil 'kamil' Kamiński und Adrian 'Zorineq' Kołodziejski zwei polnische Spieler. Die haben das Team allerdings auch schon wieder verlassen, weil sie nicht bereit waren, mit jungen, unerfahrenen Leuten zu arbeiten. Für mich persönlich ist das genau das, was ich gerne machen will.

Ich bin ganz gut darin, Leuten die Basics in CS beizubringen und gucke, dass sie sich progressiv weiterentwickeln. Das macht mir am meisten Spaß. Ich spiel nicht so gern mit Leuten, die bereits viel Erfahrung haben und CS perfekt können. Dadurch, dass ich diesen Ansatz habe, funktioniert das Ganze auch. Wenn ich nur als Starspieler reingehen würde, dann würde das einfach nicht funktionieren.


Du bist ungefähr seit einem Jahr dort. Was ist dein Résumé, vor allem im Bezug auf die jungen Spieler? Sind sie lernwillig und nehmen an, was du sagst?


Im Vergleich zu Deutschland hatte ich selten so lernwillige Leute, die einfach das annehmen, was ich sage. Sie sind bereit, Kritik zu akzeptieren, ohne dass ich Ewigkeiten diskutieren muss, ob hier oder da ein Fehler war. In Deutschland habe ich oft das Problem, dass dort diskutiert wird. Man kommt einfach nicht voran und dreht sich im Kreis, weil einfach niemand bereit ist, überhaupt irgendwas anzunehmen. Und hier ist das unglaublich einfach.



Generell waren auch die Leute bei OpTic India offen für Kritik. Wir haben sehr schnell Fortschritte gemacht. Am Anfang waren wir wirklich nicht gut, aber gegen Ende hin waren wir kein schlechtes Team. Die Spieler haben sich stark weiterentwickelt.

Die indische Szene hat es früher nicht geschafft, gegen andere asiatische Teams zu gewinnen. Mittlerweile gibt es aber Spieler, die locker mit den Topspielern aus Asien mithalten können. Kaum ein Team hat es davor geschafft, auf diesem Level zu spielen. Das macht dann auch wirklich Spaß, mit diesen Leuten zu arbeiten.


Was sind denn, abgesehen davon, größere Unterschiede zwischen der deutschen und indischen Szene? Siehst du vielleicht sogar irgendwo Gemeinsamkeiten?


Die Frage wird mir sehr häufig gestellt. Ein Problem ist, dass ich das nicht ganz so gut vergleichen kann. Ich kenne die deutsche Szene aus einem anderen Blickwinkel als die indische Szene. In der indischen Szene bin ich im besten Team, in der deutschen Szene war ich nur in mittelstarken.
Dadurch habe ich unterschiedliche Blickwinkel auf die Szene.

Hier kriege ich sehr viel Support von Fans, was ich in Deutschland nie erlebt habe. Ich persönlich erfahre unheimlich viel Unterstützung, auch nach diesem Cheating-Skandal. Ich habe das Gefühl, dass die deutsche Szene auch viel kritischer ist.


Wie ist allgemein die soziale Akzeptanz in Indien für den Esport und speziell für CS:GO?


In der Vergangenheit gab es die so gut wie gar nicht. Deswegen ist die Szene meines Erachtens nach auch rückständig. In den Augen der meisten Eltern ist Esport etwas Schlechtes. Es ist ein bisschen problematisch, aber dadurch, dass jetzt eine neue Generation aufwächst, kann der Esport in Indien sehr groß werden. Er entwickelt sich unglaublich schnell. Früher gab es kaum Events in Indien und plötzlich werden hier immer mehr ausgetragen. Man merkt, dass allein in diesem Jahr der Esport stark gewachsen ist.


Welche anderen Spiele sind noch beliebt?


Dota ist sehr beliebt. Doch das allergrößte Spiel ist PUBG Mobile. Es ist so erfolgreich, weil viele Menschen, die in Indien wohnen, ein Handy haben.


Ist es dein Plan, dort zu bleiben und weiterzuspielen?


Ja, mir macht es Spaß hier. Ich möchte weiterspielen und mich verbessern. Das Ziel ist natürlich, sich für ein Minor zu qualifizieren und in der asiatischen Szene zu wachsen. Und gegebenenfalls mit dem Team nach Europa zu kommen. Es ist das Ziel, in Asien erfolgreich zu sein und Bootcamps in Europa zu machen.


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