Geposted von spawnYzn,
Die ESL One Cologne ist zwar schon ein paar Tage her, trotzdem haben wir noch ein spannendes Interview für euch in der Hinterhand. Auf dem Event konnten wir mit Ulrich Schulze, seines Zeichens Vice President Pro Gaming bei der ESL, ein ausführliches Interview zu Thorin, Gambling und Valves Einfluss auf Seedings und Turniersysteme bei Major Events, führen.
Wie kam die erneute Zusammenarbeit mit Thorin zustande? Über Twitter gab es ja einige Annäherungen zu lesen, Einladung zum kühlen Bier, doch wie lief es genau ab und wie lange hat es gedauert?


Ulrich Schulze: Da muss ich gleich mal ein bisschen weiter ausholen. Also ursprünglich wollten wir ja mit Thorin in Kattowitz zusammenarbeiten. Er hat dann eine Bemerkung gemacht, oder mehrere Bemerkungen eigentlich, die dann dazu geführt haben, dass er bei dem Event nicht mehr dabei war. Danach haben wir durchaus auch mehrmals in der Erwägung gezogen, mit ihm auf Events zusammen zu arbeiten, das ist nicht so, dass er irgendwie geblacklistet war oder es irgendein Ausschluss gab. Jedes Mal wenn es dann aber relevant wurde, wenn wir uns so in Richtung Köln bewegt haben, gab es von seiner Seite aus schon sehr starkes Statements, die eben in die Richtung gingen, dass er mit uns nicht zusammenarbeiten möchte und weswegen wir einfach Zweifel daran hatten, dass er unsere Marke entsprechend repräsentieren würde. Deswegen ist es weder in Köln im letzten Jahr, noch irgendwie bei irgendwelchen anderen Events danach, dazu gekommen und es hat sich sowieso Anfang diesen Jahres gezeigt, dass es offenbar von seiner Seite - nachdem wir in Skype ein wenig gesprochen haben - falsche Vorstellungen gab, was so unsere Perspektive auf ihn ist. Dass es eben diesen Ausschluss, mit ihm zusammen zu arbeiten, nicht gibt und es an anderen Kriterien liegt. Genauso haben wir klargemacht, dass wir schon interessiert sind wieder mit ihm zusammenzuarbeiten, auch vielleicht über den reinen Analysetisch hinaus, wie es jetzt auch hier passiert ist. Wir haben uns dann in London bei den Pro League Finals getroffen und auch länger darüber gesprochen. Eben was so unsere Perspektive auf seine Arbeit ist, wie wir ihn gern mit einbinden würden. Er macht hier viel vorbereitende Arbeit für uns, schreibt Texte, arbeitet an Videos mit - was auch sein Wunsch war. Eben seine Qualitäten ausspielen, die er auf jeden Fall hat, gerade im Überblick, wenn es um Statistiken, Daten, die Stärken und Schwächen einzelner Teams geht und daraus eben insgesamt interessante Stories zu machen. Dann war es auch keine große Entscheidung mehr, nachdem dann mal vernünftig besprochen hatte, das hier für Köln gemeinsam zu machen. Wir sehen das jetzt also auch nicht als großartigen Test oder so, sondern es war einfach nötig, dass wir uns grundsätzlich mal unterhalten haben, dass er uns auch Perspektive aufzeigt und wir jetzt keine Angst haben müssen, dass er uns hier total auseinandernimmt während unsere Show läuft oder in irgendeiner Form einfach nicht mit uns zusammenarbeiten möchte, was er vorher tatsächlich öfter gesagt hat. Nachdem das geklärt war, war es eigentlich relativ entspannt, die Zusammenarbeit hierfür zu definieren und bisher funktioniert es auch sehr gut. Wir sind natürlich auch der Meinung, dass er zu den besten Analysten gehört und deshalb auch auf den Major durchaus dabei sein sollte. Deswegen ist er jetzt auch hier.


Er hat sich ja dann auch am ersten Tag zur Todesgruppe D geäußert, dass das Seeding, sagen wir mal, nicht das optimalste war. Es ist also auch unabhängig von seiner Kritik, die er ja auch ab und an nach außen hin sehr deutlich äußert, nicht ausgeschlossen, dass man in Zukunft weiter zusammenarbeitet?


Für uns ist das keine einmalige Sache. Wir glauben jetzt nicht, dass er zum festen Inventar jedes CS Events gehört. Ich glaube es ist bei Kommentatoren ja auch so, es wäre auf Dauer sehr langweilig, wären auf jedem Event die gleichen Gesichter zu sehen. Wir finden es auch spannend, immer mal wieder neue Gesichter auszuprobieren, denn Janko 'YNk' Paunovic hat ja auch auf unseren Events die ersten Erfahrungen gesammelt und ist mittlerweile bei fast allen Analysetischen mit dabei. Insofern also auf gar keinen Fall ausgeschlossen. Aber wir werden das jetzt so handhaben, wie bei den anderen Talenten auch, dass wir nach Verfügbarkeit und je nachdem wie so unsere Zusammensetzung und die Größenordnung des Events ist, dann ein entsprechendes Lineup zusammenstellen und da wird er dann auch mit enthalten sein wenn's passt.


Innerhalb kürzester Zeit haben alle Mitbewerber auf dem Markt eigene Ligen aus dem Boden gestampft und riesige Summen in die Produktion und in die Preisgelder gesteckt. Wie siehst du die aktuelle Konkurrenz durch die ECS und die ELEAGUE?


Also ELEAGUE hat auf jeden Fall eine Top-Produktion auf die Beine gestellt. Am Ende ist dabei natürlich eher ein Turnier, als eine Liga, rausgekommen, wenn man ehrlich ist. Mit der Gruppenphase ist es jetzt nicht wirklich so, dass man jede Woche sein Team spielen sehen kann, sondern einmal in sechs Wochen und dann nochmal in den Playoffs. Die ECS hat schon den stärksten Liga-Charakter. Gefühlt ist das schon sehr viel Inhalt im Moment, der sich auch nicht grundlegend unterscheidet von der Art und Weise, wie er funktioniert. Wir haben jetzt gerade zweimal Luminosity bzw SK gegen G2 im Finale gehabt, bei zwei Events, die beide in London waren, von zwei großen Ligen. Das wird langfristig wahrscheinlich schon bisschen darauf drücken, wie die Leute das wertschätzen. Die Qualität eines einzelnen Matches, wenn es eben sehr häufig stattfindet - das hat man ja bei anderen Titeln in der Vergangenheit gesehen, StarCraft II ist da ein gutes Beispiel und Dota wahrscheinlich auch - wenn es also eine Weile zu häufig Content gibt, dann nimmt der Wert jedes einzelnen Matches ab. Es wird sich jetzt zeigen, dass es vermutlich auf ein vernünftiges Maß herunterschrumpfen muss. Das jetzt drei gleichberechtigte Ligen existieren, wird dem Counter-Strike Ökosystem insgesamt wahrscheinlich nicht besonders gut tun, insofern muss man sie entweder nacheinander schedulen, sodass sie nicht gleichzeitig laufen. Vielleicht wird es auch nochmal bisschen regionaler von der Ausrichtung, dass man sich also eher auf eine Region beschränkt. Gerade bei ELEAGUE muss man jetzt erstmal abwarten, das ist ja die erste Saison die läuft, was so deren Wahrnehmung davon ist, wie das funktioniert hat und was sie so langfristig erreichen wollen. Das ist ja im Moment noch ein bisschen schwammig und da wird sich sicherlich bis zum Ende des Jahres zeigen, was funktioniert und was nicht funktioniert.


Auf der Podiumsdiskussion, die ihr am Dienstag veranstaltet habt, war ja auch einer der Kritikpunkte von Prof. Dr. Mittag, dass diese Verbands- und Ligenstruktur im Sport eine komplett andere ist, als im eSport. Im eSport haben wir sehr viele Bewerber die um einen Markt buhlen und dass es ein Problem sein könnte, die Akzeptanz als Sport zu bekommen. Du hast ja selbst gesagt, dir ist es eigentlich egal ob der eSport als Sport akzeptiert wird, da wir schon so weit gekommen sind, dass es im Endeffekt gar keine Anerkennung mehr braucht, es wäre lediglich ein Bonus. Siehst du in der Zukunft, du hast es ja gerade so ein wenig angesprochen, dass es eine Übersättigung gibt? Wird es in Zukunft notwendig sein, den Markt zu harmonisieren, damit es weniger Ligen gibt? Die ESL hat ja die ESEA aufgekauft, die von außen betrachtet immer noch ein eigenständiges Produkt ist. Ist es nötig, dass die ESEA zum Beispiel in die ESL aufgeht und andere Dinge weiter zu vereinheitlichen, damit es für Neueinsteiger und Zuschauer attraktiver wird und diese damit einen besseren Überblick bekommen?


Es gibt Vorteile des klassischen Liga- und Verbandssystems im traditionellen Sport, keine Frage, es ist eben eine einheitliche Struktur. Jeder weiß, wie das bei der Bundesliga ist, Champions- und Europa League sind dann eben die zwei Sachen, die darüber angesiedelt sind. Das heißt jetzt aber nicht, dass es die einzig wahre Lösung ist. Dass es beim eSport ein wenig anders ist, ist durchaus auch eine Attraktivität ihn kennzeichnet und guttut, dass es eben ein offenes Ökosystem gibt, bei dem es viele Wettbewerber gibt, die sich eben auch gegenseitig anstacheln besser zu werden, was am Ende ja allen hilft: Teams, Zuschauern und Wettbewerber. Übersättigung ist auf jeden Fall eine Gefahr, keine Frage. Es wird langfristig nicht funktionieren, dass jedes der Turniere welches es gibt, alle Topteams hat. Der Reiz eines Majors hier ist ja auch, dass man 16 internationale Topteams bei einem Turnier hat. Wenn das jetzt jeden Monat einmal stattfindet, dann nimmt der Reiz ab. Man sieht es schon bei Majors, alleine, wenn die in kürzeren Abständen voneinander stattfinden, dann ist die Aufmerksamkeit auch schon geringer. Das heißt aber nicht unbedingt, dass eventuelle Ligen vom Markt verschwinden müssen, aber dass der Fokus sich eventuell ändern muss. Beim Fußball ist ja eben auch nicht so, dass man jedes Mal ein internationales Turnier hat, sondern es gibt sehr starke regionale Wettbewerbe, mit internationalen Wettbewerben die dann aber punktuell dazugesetzt sind und nicht ständig stattfinden. Das ist durchaus eine mögliche Entwicklung, die man für Counter-Strike sehen kann, dass man einen stärkeren regionalen Fokus hat. Eine nordamerikanische, südamerikanische und europäische Liga. Dann treffen die sich eben nur gelegentlich und nicht jeden Monat einmal, sondern es gibt bestimmte Topspiele, vielleicht zwei oder dreimal im Jahr und jeder kann sich darauf freuen. Es gibt auch genug Beispiele, an denen man das sehen kann, was das auch für den Rest des Ökosystems bedeutet, der verkümmert. League of Legends zum Beispiel, wo die LCS einfach alles dominiert und es außerhalb davon nicht mehr viel Konkurrenz vorhanden ist, was jetzt auch nicht unbedingt positiv ist. Aber ich glaube, es ist allen im Markt klar, dass es auf Dauer nicht funktionieren kann, dass es eben 20 verschiedene Turniere mit dem gleichen Anspruch und dem gleichen Preisgeld gibt, mit dem Versuch immer die gleichen Teams dabei zu haben. Das funktioniert weder für die Organisationen, noch ist es für die Zuschauer nach der x-ten Partie noch spannend. Ich weiß auch nicht genau ob die Leute SK Gaming vs G2 hier als großes Match wahrgenommen haben, es ging zwar irgendwie schon um den Einzug in die Playoffs, aber dieses Match gab’s im Mai schon einmal, im Juni dann als Finale und jetzt nochmal. Man hat diese Begegnung auf acht verschiedene Maps in den letzten acht Wochen gesehen und da muss man glaube ich auch nicht besonders viel diskutieren, dass das eben schon sehr viel Inhalt ist. Es ist die gemeinsame Aufgabe aller am Markt, also der Teams, wie auch der Organisatoren, aber auch der Spieler, sich zu überlegen, wohin das gehen soll. Einige der Topteams sind ja durchaus dazu übergegangen, weniger Events zu spielen. fnatic hat eine Zeitlang alles mitgespielt, dann ist Olof eine Zeitlang verletzungsbedingt ausgefallen, was sicherlich auch mit den vielen Events zu tun hatte und jetzt spielen sie weniger. Auch NaVi spielen weniger Events. Also auch die Topteams sind sich bewusst, dass sie irgendwann völlig ausgezehrt sind, wenn sie zu allen Events fahren.
Der andere Teil der Frage war bezüglich der ESEA. Das funktioniert als eigenes Produkt gut. Wir sehen da jetzt unmittelbar kein Bedarf, dass in die ESL einzugliedern, weil es ja auch eine Plattform ist, die einen großen Reiz hat, dadurch, dass es eben auch relativ exklusiv ist und eben nicht jeder da spielen kann, es eine gewisse Eintrittsbarriere gibt und eines der besten Anticheat Tools ebenso. Das funktioniert schon ganz gut. Wir versuchen aber natürlich, die dort existierenden Ligen, gerade die Premier League zum Beispiel, einzugliedern unter anderen Strukturen und sie entwickelt sich ja dann quasi zur zweiten Pro League, wo die zweite Garde der Teams darum spielt, mal ganz oben mitzuzocken. Das ist zum Beispiel eine Struktur, die wir ganz spannend finden und eben auch bei den Minors so ein bisschen der Grundstein dafür war, dass man den Teams, die eben nicht Top 16 bei einem Major sein können, die Möglichkeit haben, sich irgendwo zu präsentieren und besser zu werden und irgendwann dann vielleicht doch mal den Sprung nach ganz oben schaffen.




Auf der Podiumsdiskussion hast du noch einen weiteren interessanten Punkt angesprochen. Unter anderem ging es um die Art des Trainings und das Pensum. Du hast es als rückständig beziehungsweise nicht ausgereift bezeichnet, würde ich jetzt mal sagen. Kannst du nochmal darauf eingehen und wie du dir das Training im Idealfall vorstellen würdest?


Ich habe da natürlich auch nur eine ungefähre Vorstellung, weil ich nie professionell CS gespielt, aber es gibt ja genug Leute. Prof. Dr. Müller-Lietzkow ist einer derjenigen, die sich häufig dazu geäußert haben, der gesagt hat, dass im eSport eigentlich viel zu viel trainiert wird. Dass die Leute zu viel spielen und nicht die richtigen Resultate erreichen. Das heißt, es gibt auch bei CS die Diskussion: Was heißt es, zu trainieren? Heißt das, fünf Maps zu spielen und die zu üben? Oder gehört dazu vielleicht auch ein Ausgleichssport? Aber vor allem gehört dazu das Training bestimmter Positionen, bestimmter Taktiken, sich auch Demos anzuschauen. Mein Eindruck ist, dass es viele Spieler als lästig empfinden, das zu machen. Der Aspekt kommt glaub ich noch zu kurz, was auch häufig wahrscheinlich daran liegt, dass die Spieler eben nicht irgendwo zusammenwohnen. Sie kommen zum Training nicht physisch zusammen, sondern treffen sich online, statt an einem Ort wo sie an einem Whiteboard mal eine Taktik aufzeichnen können, oder wo sie sich zusammen über einem Bildschirm beugen und direkt darüber reden können. Das macht es wahrscheinlich ein wenig schwieriger, aber mein Eindruck ist, dass häufig einfach viel gespielt wird, weil das so der Weg in den eSport ist - also niemand trainiert ja mit einem Trainingsplan zielgerichtet darauf hin, mal ein guter CS-Spieler zu werden, die meisten spielen einfach viel und werden dann besser - und das setzt sich dann auch in den Trainingseinheiten fort. Ich glaube schon, dass es viele Teams gibt, die Fortschritte gemacht haben und die es besser angehen, da sie jetzt auch einen Coach haben, der sich um diese ganzen Sachen kümmert. Da ist aber auf jeden Fall noch eine Menge Potential, das besser durchzustrukturieren und dafür zu sorgen, dass man das, was man gelernt hat, auch besser verarbeiten und stärker reflektieren kann. Wenn man acht Stunden am Tag spielt und am nächsten Tag nochmal acht Stunden, dann wird das wahrscheinlich schwer. Die Regeneration ist ja zum Teil in den anderen Sportarten ein ganz wichtiger Aspekt und ich glaube nicht, dass sich da alle, als Teil ihres Trainings, so viel Gedanken drum machen. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass die Perspektive zwischen einem guten und einem sehr guten Team den Unterschied ausmachen wird, wie das Training angegangen wird, wie professionell da eben auch das strukturiert wird und nicht einfach vor sich hin gespielt.


Außerdem hast du dich noch zum aktuellen Thema, welches jetzt kurz vor der ESL One aufgekommen ist, dem Glücksspiel, geäußert. Du hast gesagt, dass das Ganze nicht aufzuhalten ist, aber auf jeden Fall reguliert werden muss. Zum Beispiel, dass junge Spieler nicht den Zugang dazu haben dürfen, weil es, wie im traditionellen Glücksspiel auch, eine gewisse Eintrittsbarriere geben muss, damit junge Menschen, die sich vielleicht noch nicht mit der Materie auskennen und auch diese Suchtgefahr unterschätzen, gar nicht erst rein kommen in diesen Sog. Die ESEA hat zum Beispiel letztes Jahr das offensive Sponsoring durch Wettanbieter verboten. Warum hat die ESL da nicht nachgezogen?


Wir haben über das Thema viel diskutiert und es ist auch nicht so, dass wir das komplett ignoriert haben. Es ist schwierig, eine allgemein verbindliche Regelung zu finden, die wir auch über alle Teams hinweg verteidigen und vertreten können. Ein Beispiel ist jetzt Team YouPorn, bei dem wir am Ende dem Team eben nicht erlauben, unter diesem Namen anzutreten, damit sie diesen Sponsor repräsentieren. Da gibt’s nicht viel Grauzonen, das sind einfach Themen, die die meisten Sponsoren und Partner nicht in Verbindung mit ihren Spielen sehen möchten, insofern können wir das leicht verbieten und verteidigen. CSGOLounge und all diese Seiten, da ist es sehr schwer eine allgemeine Regelung zu finden. Was ist da jetzt erwünscht, was ist nicht erwünscht? Es ist auch ein bisschen eine Frage, wenn man diese Themen totschweigt, hilft man ihnen dann? Oder wird das nicht immer funktionieren? Das ist ja bei Alkohol und Prohibition auch so, dass das eigentlich nicht viel gebracht hat. Das heißt, was eigentlich passieren müsste, ist, dass eben genau dieser Bereich stärker reguliert wird, dass diese Seiten sich der Tatsachen bewusstwerden, dass sie Glücksspiele anbieten und dass das so reguliert werden muss, wie es bei anderen Glücksspiel auch gemacht wird. Können wir denn die Existenz von CSGOLounge verhindern? Ich glaube es ehrlich gesagt nicht. Es wird immer sowas geben und so lange diese Möglichkeit besteht seine Skins einzusetzen, so lange wird auch diese Seite und andere existieren. Das heißt, wir haben zwei Aspekte an denen wir da arbeiten: Unsererseits ist auszuschließen, dass sich das irgendwie negativ auf die Spieler auswirkt, denn wenn diese zu Aktionen verleitet werden, wie die vom iBUYPOWER Team, dann haben wir direkten Einfluss. Wir machen mit den Spielern Education Sessions, geleitet von sehr erfahrenen Leuten aus dem traditionellen Sport, die ihnen mitgeben, was so die Gefahrenstellen sind, was sollten sie tun, was sollten sie nicht tun, wie können sie mit dem Thema umgehen? Wir regulieren auf der anderen Seite aber auch den klassischen Wettmarkt, in dem jetzt nicht Skins gewettet wird, sondern klassische Sport-Geldwetten, indem wir mit Sportradar zusammenarbeiten, die Wetten in unserem Auftrag lizenzieren. Man muss bei Sportradar quasi eine Lizenz besorgen, um Wetten auf unsere Turniere anzubieten und dafür aber sehr viele Auflagen erfüllen. Wir glauben, das ist von unserer Seite ein wichtiger Schritt, um dort den Wettmarkt zu regulieren. Auf den Rest haben wir nicht direkten Einfluss, denn auf der einen Seite hat es mit Valve zu tun, wie offen die sozusagen ihren Steammarkt gestalten und was sie da erlauben oder nicht erlauben, um diesen Handel, der das ja in vielerlei Fällen erst ermöglicht, zu gestalten. Ich kenne ihre Position ehrlich gesagt nicht. Eine andere Frage ist aber - und das ist ja auch schon ein wenig angestoßen worden, durch die Diskussion die kürzlich entstanden ist - welche rechtlichen Schritten vorgenommen werden sollten: Sollte man sowas nicht unter die gleiche Kategorie packen, wie den Rest des Glücksspielmarktes, selbst wenn es nur um virtuelle Items geht? Ist das nicht das gleiche, wie wenn man Geld wettet? Dann würden sie auch den gleichen Regularien unterliegen und wir könnten das in die gleiche Struktur einbetten. Wir könnten im gleichen Maße versuchen sicherzustellen, dass dort niemand der zu jung ist, Zugang bekommt und auf den Seiten am Glücksspielen teilnehmen kann.


Dann kommen wir mal zum Punkt der ESL One und dem Turniersystem. Warum ist das Lower Bracket Finale immer noch Best-of-One? Wären Best-of-Three nicht viel fairer, um sicherzugehen, dass wirklich die besten Teams am Ende auch in die Playoffs einziehen und auf der großen Bühne mitspielen? Wenn ein Team einen Ausrutscher oder schlechten Tag hat, akut hat zum Beispiel Astralis gerade einen Spieler, der im Krankenhaus liegt, auf Twitter hat Dignitas geschrieben, dass zwei Leute mit Magenverstimmung ebenfalls große Probleme hatten, sowas kann ja alles die Performance runterziehen. Wenn sie dann im Best-of-One genau deswegen rausfliegen, ist es ja nicht nur irgendwo unglücklich, sondern auch unfair. Man will ja die besten Teams auf der Bühne haben, um die besten Matches und den Zuschauern das beste Event zeigen zu können. Gibt es da Überlegungen, das zu ändern?


Ist eine interessante Diskussion und eine die sich ja jetzt auch bei der EM wiederfindet. Jeder der die Fußball-EM schaut, wird sich in irgendeiner Form über den Turnierbaum beschweren. In der Diskussion ist immer die Frage, wie weit will man es treiben? Was wäre das fairste Turniersystem? Wenn wir alle 16 Teams in einem Ligasystem gegeneinander spielen lassen würden, Jeder spielt gegen Jeden, dann hätten wir am Ende wahrscheinlich das fairste Ergebnis und den klarsten Sieger. Das ist zum einen nicht praktikabel, weil es zu lange dauert und zum anderen natürlich nicht spannend, weil es in diesem Sinne keine Halbfinale und kein Finalspiel gibt. Wir versuchen schon immer irgendwo eine Brücke zu finden, zwischen einer Möglichkeit, dass wir eben, wie jetzt auch, Ausrutscher erlauben, sodass Teams jetzt nicht zwingend sofort im Single Elimination Bracket starten, wo sie dann nach einem Best-of-One aus dem Turnier raus wären. Bei Major sind wir nicht völlig frei in unserer Unterscheidung. Wir arbeiten da eng mit Valve zusammen, die auch eine Vorstellung vom Turniersystem haben. Gerade beim Seeding zeigt es sich auch, das ist basierend auf den vergangenen Major Ergebnissen und dann Qualifier und Minor zusätzlich als andere Seedings. Es wird keine Rangliste berücksichtigt, was wir bei unseren Turnieren aber schon stärker machen. Hier ist jetzt es aber auch eine Zeitfrage. Das Turnier ist so schon sechs Tage lang, wenn wir jetzt noch Best-of-Three im Lower Bracket hätten, wäre es wahrscheinlich noch einen Tag länger, für etwas das als Major natürlich die Weltmeisterschaft ist, aber auch viele Counter-Strike-Fans erreicht die normalerweise nicht zuschauen. Da ist immer die Frage, was ist dann zu lang, wo schaut keiner mehr zu? Insofern ist das Best-of-Three im Decider Match schon mal ein erster Schritt in die richtige Richtung gewesen. Andere Überlegungen, die wir haben, sind zum Beispiel die Qualifier, die im Swiss System gespielt wurden, die ebenfalls eine Option für die Zukunft wären. Ich glaube auch Valve fand das sehr gut was wir im Qualifier gemacht haben, insofern geh ich davon aus, dass sie auch darüber nachdenken werden, das bei zukünftigen Events nicht anders zu gestalten und keine klassische Gruppenphase mehr zu haben. Am Ende ist das aber ein Turnier und geht es jetzt darum, das beste Team der Welt zu finden? Das würde ich jetzt nicht behaupten, denn dann müssten wir, wie gesagt, Jeder gegen Jeden spielen, dann hätten wir wirklich das beste Team der Welt. Wir wollen das beste Team dieses Turniers finden und dazu gehört dann eben auch, alle Matches zu gewinnen oder nicht zu viele zu verlieren. Und jemand der zwei Matches verliert, auch wenn es BO1 sind, der ist dann eben bei diesem Turnier nicht der Beste gewesen. Das muss man dann auch so akzeptieren. Nichtsdestotrotz versuchen wir natürlich zu vermeiden, dass es jetzt sehr einseitige Turnierbäume gibt, gerade mit den Überlegungen die ich vorher genannt habe. Wir haben bei so einem Turnier natürlich auch kein Interesse, es unfair zu gestalten. Wer hier gewinnt, ist eben der Sieger des Majors und der ESL One Cologne, weil er die wichtigen und entscheidenden Matches gewonnen hat.


Zum Abschluss: Wir hatten vor einigen Wochen ja die Bekanntmachung der WESA. Die Reaktionen der Community waren sehr lautstark, seitdem ist aber von WESAs Seite nicht mehr viel passiert. Ist zu erwarten, das in Zukunft Neuigkeiten zur WESA gibt?


Absolut. Es ist schon etwas passiert. Nicht in der Öffentlichkeit, aber es gibt ja einige Aspekte, wie zum Beispiel die Wahl des Player Councils, bei dem die Spieler dann zur Entscheidungen der Ligen und insgesamt zur Strukturierung ihrer persönlichen Rolle im Ökosystem, eine größere Stimme verleihen. Das ist eine der wesentlichen Aktionen, die im Moment läuft. Da wurde jetzt nicht viel drüber geredet. Beim Announcement sind jetzt sicher nicht alle Sachen richtig gelaufen was die Kommunikation anging. Es ist auch immer schwierig, das richtig zu positionieren, ohne dabei Ängste zu schüren bei den Leuten. Ich glaube insgesamt wäre der Wunsch schon gewesen, da ein bisschen mehr Vertrauensvorschuss zu bekommen, wenn wir da auch dabei sind und wir sind ja längst nicht die einzigen die Teil der WESA sind, sondern auch die Teams. Wir als ESL haben ja schon sehr lange eSport gemacht, im Gegensatz zu einigen anderen Akteuren, die jetzt gerade in CS:GO-Szene einsteigen. Und wir haben schon starken Anteil am Wachstum der Szene gehabt, insofern wäre es zwar schon zu wünschen, dass da nicht sofort die Vermutung geäußert wird, wir hätten was im Sinne, dass das Ökosystem zerstören oder insgesamt CS schaden würde. Es wäre ja auch in diesem Konstrukt einfach nicht machbar oder würde keinen Sinn ergeben, weil natürlich keines der Teams ein Interesse daran hat, insgesamt CS:GO zu schaden, ganz im Gegenteil. Es gibt halt viele Aspekte, zum einen was Regularien angeht: Wie sind die Verträge der Spieler gestaltet, was sind ihre generelle Verbindung zu den Teams, wie können wir sicherstellen, dass Fälle wie SK / Luminosity angemessen gelöst werden, oder auch G2 / FaZe? Da gab es ja viele Fälle in letzter Zeit, bei denen es schon stärkere Regularien braucht. Aber auch natürlich die Frage: Wie entwickelt sich die Turnierlandschaft und vor allem die Ligalandschaft? Was ist da die richtige Größenordnung? Und da ist die Frage bei keinem der Teams oder bei uns, wie kann man sich möglichst schnell ein Monopol schaffen, sondern die Frage ist eher, wie kriegen wir es hin, dass wir das Ganze so strukturieren, dass CS weiterwächst und das Ganze spannend bleibt? Wir wollen vermeiden, dass es zu dem kommt, was viele andere eSport-Titel erlebt haben, dass es irgendwann übersättigt ist und die Leute die Lust daran verlieren. Das hat man bei StarCraft gesehen, das hat man bei Dota gesehen. Da gab es Moment, in denen es einfach zu viel Content gab und sich niemand um die Strukturierung gekümmert hat. Alles drehte sich nur um den erbitterten Wettkampf der Organisatoren. Das gemeinsam anzugehen, sehen wir als die große Aufgabe. Insofern wird da auch schon mehr kommen, es ist nicht so, dass da gar nichts passiert, es ist nur nicht so, dass jeder einzelne Schritt in der Öffentlichkeit getätigt wird. Gerade die Teilnahme der Spieler, das war einer der nächsten großen Punkte, der dann, wenn alles fertig ist, auch entsprechend präsentiert wird.


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