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Geposted von _waVe,
Der zweite Platz von mousesports auf den CEVO Pro Season 8 Finals ist einer der größten Erfolge, die je ein deutsches Team in Counter-Strike: Global Offensive erringen konnte. mouz zeigte vor allen Dingen in der Gruppenphase zum ersten Mal sein volles Potenzial, profitierte allerdings auch von der schwächelnden Konkurrenz. Im Finale erteilte Virtus.pro den Mäusen schließlich eine Lehrstunde. Eine Analyse des Turniers.

Dass mousesports überhaupt an den Lan-Finals der CEVO Pro Season 8 in Columbus, Ohio teilnehmen durfte, verdanken sie gleich zweier Absagen. Eigentlich waren die HellRaisers als drittplatziertes europäisches Team für die Finals qualifiziert. Da diese jedoch absagen mussten, hätte G2 Esports von Platz 4 nachrücken können. Da G2 jedoch aufgrund von Anreiseproblemen ebenfalls nicht teilnehmen konnte, rückte mouz vom fünften Platz nach und nahm damit zum zweiten Mal hintereinander an den LAN-Finals in Columbus teil.

Die Gruppeneinteilung verhieß zunächst nichts Gutes. Während der Titelverteidiger Virtus.pro mit Dignitas, Team Liquid und Team Conquest eine vermeintlich leichte Gruppe erwischte, bekam mouz mit Natus Vincere das zweitplatzierte Team der DreamHack Cluj-Napoca 2015 vorgesetzt und mit Luminosity Gaming ein weiteres Legends-Team. Titan eSports komplettierte als europäische Nummer 1 der Online-Stage die Todesgruppe.

Mit Selbstvertrauen durch die Gruppenphase

Dass mousesports über großes Potenzial verfügt, blitzte schon in der Vergangenheit immer wieder auf. Auf den Gfinity Summer Masters 2015 #1 kämpfte man sich bis in die Playoffs vor, mit zwei beeindruckenden Best-of-Three Siegen gegen Virtus.pro. Damals spielte noch Timo 'Spiidi' Richter für mouz, welcher mit dem Team ebenfalls das Finale der Acer Predator Masters Season #1 erreichen konnte. Auch nach der Rückkehr von Nikola 'NiKo' Kovač in die Stammformation setzte das Team immer wieder Akzente, in erster Linie durch individuelle Topleistungen von Niko, nex und ChrisJ. Eine überzeugende Leistung als Team suchte man jedoch lange Zeit vergebens. Auch das Abschneiden in Cluj-Napoca war für viele Fans eher enttäuschend, denn obwohl man sich am Ende nur denkbar knapp gegen den späteren Halbfinalisten G2 Esports geschlagen geben musste, war das Spiel der Mäuse gespickt von individuellen Fehlern. Auch mangelte es gerade zu Beginn des Turniers deutlich an Selbstvertrauen, was böse Erinnerungen an das enttäuschende Ausscheiden bei der ESL One Cologne 2015 weckte.

Team-Chef gob b | Quelle: hltv.org
In Columbus präsentierte sich mousesports nur eine Woche nach dem Major in Cluj-Napoca wie ausgewechselt, denn das Team strotzte nur so vor Selbstvertrauen. Bereits in der Gruppenphase bearbeitete man die Gegner Natus Vincere und Luminosity Gaming nach allen Regeln der Kunst. Während mouz in der Vergangenheit oft extrem vorsichtig agierte und teils so langsam spielte, dass man Runden durch den Ablauf der Zeit verlor, passte man das Tempo nun höchst variabel an Gegner und Situation an. Jeder der drei Star-Spieler von mousesports brachte von Anfang an die von ihm geforderte Leistung: Sowohl Niko, als auch nex und ChrisJ landeten durchschnittlich über 20 Frags pro Map in der Gruppenphase. Die überlegene Feuerkraft zeigte sich dabei auch besonders in Teileco-Runden. Auf de_overpass gegen Natus Vincere gewann man gleich mehrmals mit Pistolen gegen einen Fullbuy und auch die entscheidende Runde auf de_mirage gegen Luminosity, die den Einzug in die Playoffs sicherte, gewann man auf diese Weise. Die Forcebuy-Könige von Team EnVy hätten es wohl kaum besser gekonnt.

Auch taktisch spielte das Verhalten der Gegner dem Team von Fatih 'gob b' Dayik in die Karten. Auf de_mirage gewann mousesports zweimal mit Leichtigkeit. NaVi agierte dabei durchweg zu passiv und versuchte nicht einmal die Mäuse am Spielaufbau zu hindern. Am Ende standen zwar nur sechs T-Runden auf dem Papier von mouz, dennoch handelte es sich dabei sechsmal um Rifle-Runden, wodurch man insgesamt von einer guten Hälfte sprechen darf. Gegen Luminosity variierte gob b die Taktik seines Teams. Während man gegen NaVi versuchte einzelne Spieler wie Guardian auszuschalten und direkt die Spots anspielte, vertraute man gegen die Brasilianer von Anfang an auf Fakes, womit diese auch sichtlich überfordert waren. In der T-Pistol-Runde genügte den Mäusen zum Beispiel schon der Einsatz von Ködergranaten um Luminosity Gaming zum Rotieren zu bewegen.

Fairerweise muss man sagen, dass zumindest NaVi im Vergleich zur Vorwoche nur ein Schatten seiner selbst war. Nur Ladislav 'GuardiaN' Kovács – der frisch gekürte MVP der DreamHack Cluj-Napoca – konnte mit einer starken Einzelleistung auf de_mirage gerade noch verhindern, dass sein Team völlig überrollt wurde, während es seinen Teamkollegen nicht gelang den Mäusen nur ansatzweise Paroli zu bieten.

Die alten Fehler am Finaltag

In der Gruppenphase zeigte das Team von mousesports was es kann. mouz spielte selbstbewusst und jeder der Star-Spieler lieferte eine überzeugende Leistung, gob b reagierte variabel auf die Gegner, die Kommunikation untereinander war perfekt und man hatte zu keiner Zeit das Gefühl mousesports könnte ein Spiel aus der Hand geben, von der ersten Hälfte auf Dust2 gegen Luminosity einmal abgesehen.

Neuester Zugang: NiKo | Quelle: hltv.org
Am Finaltag hingegen zeigte sich, was passiert, wenn die empfindliche Synergie aus individueller Klasse und taktischer Disziplin bei mouz ins Wanken gerät. Es gelang zur keiner Zeit, dass Niko, nex und ChrisJ gleichzeitig stark aufspielten. Zudem schwankten die Einzelleistungen extrem. Während Niko und gob b gegen Team Conquest auf de_inferno das Scoreboard noch mit 29 respektive 27 Kills anführten, reihten sie sich auf de_overpass mit 12 und 3 Frags ganz unten ein. Dass mousesports durch einen Sieg auf de_cache den Finaleinzug sichern konnte, war vor allen Dingen Johannes 'nex' Maget zu verdanken, der Conquest mehr Schaden zufügte als Niko und ChrisJ zusammen. Dass es in Sachen Feuerkraft nicht rund lief, hatte auch spürbaren Einfluss auf die weiteren Aspekte des Spiels.

Während die starke Performance der Mäuse in Eco-Runden an den ersten beiden Turniertagen noch maßgeblich für die hohen Siege verantwortlich war, wirkte das Kaufverhalten im Halbfinale und Finale stellenweise grotesk. Immer wieder versuchte mouz trotz geringer Finanzreserven einen Rundengewinn zu erzwingen, indem man Pistolen und Kevlar kaufte. Schnell war klar, dass diese Maßnahme nicht aufging, trotzdem hielt man stur daran fest und hatte dadurch sichtlich Probleme eine gesunde Economy aufzubauen.

Je enger die Spiele wurden, desto vorsichtiger agierte mouz und verlor besonders auf de_inferno gegen Conquest einige Runden, weil am Ende die Zeit für überlegte Aktionen fehlte. Schlussendlich reichte es aber trotzdem zu einem verdienten Sieg gegen die Kanadier, welche sich trotz des Publikums im Rücken, geschlagen geben mussten.

Mit Virtus.pro hatte man dann jedoch einen Gegner vor sich, gegen den es wohl selbst mit einer Top-Leistung schwer geworden wäre. Der "Virtus Plow" überrollte die Mäuse, welche sichtbar erschöpft, vom Halbfinale gegen Team Conquest, nicht in der Lage waren noch einmal Kraftreserven zu mobilisieren. Mit ihrer ganzen Erfahrung hatten die Polen leichtes Spiel und mouz verlor dreimal einstellig. Eventuell hätte eine bessere Mapwahl zumindest einen Mapsieg bringen können. Dass mousesports Mirage wählte war nach den beeindruckenden Leistungen der ersten beiden Turniertage nachvollziehbar, dennoch spielte man gegen das wohl beste Mirage-Team der Welt, was schlussendlich zu einer vernichtenden Niederlage führte, bei der die Polen am Ende sogar noch die Para auspackten um den Mäusen den Todesstoß zu verpassen.

Ein Turnier, das Hoffnung macht

Was bleibt am Ende? Sicherlich bleibt der Kantersieg von Virtus.pro in Erinnerung, aber dieser darf nicht über die Fortschritte hinwegtäuschen, die mouz gezeigt hat. Grundsätzlich war der zweite Platz auf den CEVO Finals und das damit verbundene Preisgeld von 25.000 USD (umgerechnet circa 23.275 EUR), deutlich mehr als man erwarten durfte. Nicht wenige hätten schon aufgrund der Gruppeneinteilung mit einem letzten Platz für das deutsche Team gerechnet. mousesports zeigte, welchen Orkan sie entfesseln können, wenn alle Spieler ihre Top-Leistung abrufen und die Kommunikation stimmt. Dann haben selbst Major-Legenden wie NaVi oder Luminosity nicht den Hauch einer Chance. So machen die Mäuse dann auch richtig Spaß und auf dieser Leistung kann man aufbauen!

Hinweis: Bei diesem Artikel handelt es sich um die persönliche Einschätzung und Meinung des Autors. Diese Meinung wird nicht zwingend vom gesamten 99Damage-Staff geteilt.

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