Geposted von Patricia,
Wir alle kennen ihn: diesen einen ganz besonderen Spieler. Er ruiniert einem nicht nur das laufende Match mit seiner Anwesenheit, sondern nimmt einem mit jeder weiteren Begegnung immer mehr den Spaß am Spiel. Und er schämt sich meistens noch nicht mal dafür. Gemeint ist hier nicht der freundliche Russe von nebenan, der einem seine Sprache beibringen will, sondern der durchschnittliche Cheater in CS:GO, dem wir alle schon das eine oder andere Mal begegnet sind.
Kurze Anmerkung: 99damage unterstützt auf keinen Fall die Nutzung von Cheats - und ich auch nicht. Doch da dieses kontroverse Thema immer wieder für hitzige Diskussionen auf Amateur- und Profilevel sorgt, sollte man sich die Lage auf den Servern mal etwas genauer angucken. Für den erfahrenen Leser sind möglicherweise keine wirklichen Überraschungen dabei, doch der ein oder andere erfährt vielleicht etwas Neues. Oder wusste jeder von Euch - ganz ehrlich - wofür die Abkürzung ESP steht?

Wenn es um das Cheaten auf hohem Niveau geht, ist aktuell der slowakische Spieler Viliam 'villiG' Andrascik das beste Negativbeispiel. Er cheatete während der Teilnahme am europäischen Qualifier für die DreamHack Cluj-Napoca 2015 auf FACEIT und wurde prompt von der Plattform dafür gebannt. Und gehört deswegen - laut meiner persönlichen Liste* - zu Kategorie 7. Doch auch die normalen Cheater, die wir täglich im Matchmaking treffen, können in verschiedene Kategorien eingeteilt werden. Das hilft dabei, die jeweilige Motivation zur Nutzung von Cheats besser zu verstehen - auch wenn es trotzdem natürlich unverzeihlich bleibt.

Kategorie 1 - Die Neugierigen
Zu dieser Kategorie gehören alle, die das Cheaten nur mal ausprobieren wollen. Es gibt sicher mehr Spieler, die damals testweise schon in 1.6 oder Source gecheatet haben, als viele es zugeben wollen. Einfach weil vielleicht eine natürliche Grundneugier vorhanden war. Man will einfach sehen, wie es ist. Und tut es danach hoffentlich nie wieder.

Kategorie 2 - Die Anfänger
Hier würde man alle Anfänger einordnen, die zum ersten, zweiten oder dritten Mal cheaten. Sie versuchen es zu verstecken, scheitern aber maßlos an dieser Aufgabe, da neben dem eigentlichen Spiel die Aufmerksamkeit natürlich wo anders liegt. Man will auf keinen Fall auffliegen und ist so nervös, dass man sich oft selbst verrät. Beim ESP (Extra Sensory Perception) lenken sicher diese ganzen bunten Kästchen auch erstmal ab ...

Kategorie 3 - Die Booster
Die etwas erfahreneren Cheater. Man gibt sich mehr Mühe den Cheat zu verstecken und will vielleicht den einen oder anderen Rang aufsteigen. Wird zum Beispiel ein Wallhack genutzt, versuchen die besagten Spieler natürlich nicht ständig mit ihrem Fadenkreuz durch Wände auf die Gegner zu aimen. Denn wenn man schon der VAC-Software entkommt, will man auf keinen Fall im Overwatch landen.

Kategorie 4 - Die Spielverderber
Jedermanns Liebling, die einen zum Durchdrehen bringen. Diese Spieler haben anscheinend nichts zu verlieren und machen sich einen Spaß draus, den neun anderen CS:GO-Fans auf dem Server mit voller Absicht das Spiel zu verderben - der Schweizer Pro-Gamer Manuel 'SolEk' Zeindler von den Playing Ducks nimmt diese Begegnungen mit Humor und hält sie immer gern in einem Video fest.

Kategorie 5 - Die Rächer
Einige lassen es über sich ergehen, wenn im gegnerischen Team ein Cheater für Unruhe sorgt, andere werden einfach selbst zu einem. Schnell die .exe anschmeißen und für "Gerechtigkeit" auf dem Server sorgen - man will ja schließlich das Match gewinnen und zeigen, dass man das bessere Sortiement an Hilfsmittel zur Verfügung stehen hat.

Kategorie 6 - Die Unschuldigen
"Der hat doch an!" denken sich viele voreilig, wenn das Spiel auf eine Niederlage zugeht, weil der Topfragger des Gegnerteams nur Headshots verteilt und einen perfekt ausspielt. Dass es vielleicht ein Smurf ist, also jemand, der mit Absicht in einer niedrigeren Skillgruppe spielt, wollen die wenigstens wahrhaben. Der Report ist in jedem Falle schon mal raus. Nur um sicherzugehen.

Zusatzkategorie 7 - Die Pros
Wenn professionelle Spieler Cheats auspacken, hat das meist mit dem immer steigenden Druck zu tun, einfach mit den besten Spielern der Welt mithalten zu können oder seinem Team den einen oder anderen Sieg inklusive Preisgeld, zu garantieren.

Seit 85 Tagen auf VACation
Zusammenfassend gibt es also eine Vielzahl an Gründen, wieso einige Spieler zu Cheats greifen. Einige wollen vielleicht das neue Matchmaking-System umgehen, da man erst ab Level 3 Competetive spielen kann, andere - wie auch mein Interviewpartner in Teil 2 - möchten ein höheres Ranking erreichen und sehen die Nutzung von Cheats als bequemste Lösung. Und dann gibt es noch die, die einfach provozieren wollen. Allerdings macht die Community keinen Unterschied, wer welchen Grund hat: Das Cheaten in Online-Multiplayern ist einfach falsch. Und wer es trotzdem tut, wird öffentlich an den Pranger gestellt - vor allem, wenn es Cheater mit einem wertvollen Inventory sind. Diese findet man dann im beliebten Subreddit r/VAC_Porn. Häufig wird auch während eines "suspekten" Matches von vielen bereits beim leisesten Verdacht, dass der Gegenüber möglicherweise Cheats benutzt, sofort das Steam-Profil gecheckt. Finden man dann dort einen oder sogar mehrere VAC-Bans sind sich die meisten direkt sicher - der Verdächtige cheatet immer noch, denn das verbreitete Vorurteil hält sich eisern: Einmal Cheater, immer Cheater?

Für den nächsten Teil hab ich mit jemandem gesprochen, der am 13.06.2015 einen VAC-Ban in Counter Strike: Global Offensive bekommen hat. Wieso er gecheatet hat und was er dazu zu sagen hatte, gibt's im zweiten Teil.


*Die Liste ist aus meiner persönlichen Einschätzung, basierend auf eigener Erfahrung und Erzählungen von Freunden, entstanden. Wenn euch noch eine weitere Kategorie einfällt, die auf gar keinen Fall fehlen darf oder ihr von Eurer schlimmsten Begegnung mit einem Cheater berichten wollt, dann lasst es mich in den Kommentaren wissen!

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