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Geposted von esporti,
Aleksandr 'KaiR0N-' Anashkin spricht mit 99Damage über seine Anfänge in CS:GO, die erste Major-Erfahrung und warum er sich als Spieler künftig in einem deutschen Team sehen kann. Junge Talente haben es schwer, sich in Counter-Strike: Global Offensive in die Weltspitze zu spielen. Einer von diesen Newcomern ist Aleksandr 'KaiR0N-' Anashkin. Der russische Profi hat erste Erfahrungen auf Weltklasse-Niveau gemacht, spielte mit Virtus.pro im BLAST.tv Paris Major 2023: European RMR A um einen Platz im letzten CS:GO-Major der Geschichte. Doch das plötzliche Ende folgte noch während des Turniers.



Vor dem wichtigen Match gegen MOUZ wurde der 19-Jährige ausgetauscht. Seit der 13:16-Niederlage gegen den späteren Major-Viertelfinalisten Into The Breach hat KaiR0N- kein Spiel mehr für VP bestritten, wenig später folgte die Trennung. Seitdem ist der junge Russe ein Free Agent, der jedoch immer wieder in der FACEIT Pro League (FPL) und gegen etablierte Profis auf sich aufmerksam macht. "Noch bin ich auf Teamsuche", so KaiR0N-. "Aktuell brauche ich wieder eine Chance und muss meine Form in der FPL stärken. Dann kann ich hoffentlich wieder zeigen, was ich kann. Scrims und FPL-Matches liegen aktuell bei mir im Fokus."

Über den Major-Druck mit Virtus.pro



Im RMR für das Major in Frankreich lief nicht viel für Virtus.pro zusammen. Nach einem Auftaktsieg beendeten drei Niederlagen in Folge die Träume von Paris. KaiR0N- wurde vor dem entscheidenden Match gegen MOUZ ausgewechselt. Er soll laut dem Management "zu hohen Leistungsdruck" während des LAN-Turniers gehabt haben. Doch daraufhin schaltete sich sogar NAVI-Star Oleksandr 's1mple' Oleghovych Kostyljev ein, der sich mit KaiR0N- während des Majors darüber unterhalten hatte. Laut ihm war der VP-Neuling in bester Verfassung.



"Ich spürte keinen Druck", bestätigt KaiR0N- ebenfalls im Gespräch mit 99Damage und fügt hinzu, "Doch das Team hatte viel Druck und ein schlechtes Feeling. Deswegen wurde wohl die Entscheidung getroffen." Zwischen ihm und der Organisation gibt es jedoch kein böses Blut: "Ich persönlich habe kein Problem mit Virtus.pro. An sich sind das alle super Leute. Nach dem dritten Spiel haben sie gesagt, dass sie weiter ohne mich spielen wollen. Das habe ich respektiert. Jetzt bin ich Free Agent und immer für Gespräche bereit."



CS-Start in Russland mit 10 Jahren



Trotz seiner erst 19 Jahre ist KaiR0N- ein erfahrener CS-Spieler: "Durch meinen Onkel habe ich in Russland früh CS 1.6. kennengelernt und später CS:GO zum 10. Geburtstag bekommen. Zwar gibt es hier eine Altersbeschränkung für Counter-Strike, aber das scheint kaum jemanden zu interessieren. Sehr viele Russen fangen mit knapp 10 Jahren an, wie beispielsweise auch ein Ilya 'm0NESY' Osipov."

Innerhalb weniger Jahre verbesserte sich KaiR0N- drastisch: "Seitdem ich CS:GO habe, spiele ich recht viel und bin seit 2015 auf FACEIT aktiv. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Mit knapp 13 Jahren hatte ich schon Level 10 auf FACEIT erreicht. Das war ein gutes Zeichen für mich." Heute weist er laut FACEIT über 9.600 Matches vor. Seinen ersten Offline-Turniersieg feierte KaiR0N- im Januar 2020 mit dem Team "lapw" auf der Cyber Tiger Big #1. Dabei erspielte er mit dem Team ein Preisgeld von knapp 2.000 US-Dollar. Ein erstes Highlight in der sehr jungen Karriereleiter.

Karrierestart während Corona-Pandemie



Im Februar 2020 begann die für die Profiszene stark einschneidende Corona-Pandemie. "Meine Karriere hatte quasi zur Zeit der Quarantäne gestartet", so der russische Free Agent. "Diese Phase war spielerisch sogar ein Vorteil für mich. Alles, was damals mit der Schule zu tun hatte, konnte ich pausieren. Und dann spielte ich einfach Official Matches online. Meine Mutter weiß bis heute nicht, dass ich das gemacht habe. Ist aber kein Problem."

Mit Erfolg konnte er sich in der Szene einen Namen machen und spielte bei mehreren Teams, unter anderem für eClub Brugge, Team Spirit und Aurora Gaming. "Von Aurora bekam ich vor einem Jahr ein schönes Angebot", so KaiR0N- weiter, "Dort hatten einige Freunde gespielt. Deswegen hatte ich mich für das Team entschieden, obwohl ich andere Angebote hatte. Entsprechend freue ich mich auch für die Jungs, dass sie kürzlich beim Major in Paris so eine gute Leistung gezeigt haben."

Mehr Geld mit CS als die Eltern



In Russland gibt es keinen Nationalwettbewerb wie beispielsweise die ESL Meisterschaft im deutschsprachigen Raum. Entsprechend müssen sich russische Spieler:innen in internationalen Wettbewerben beweisen. Das ist alles andere als einfach für russische Neulinge in CS:GO, betont KaiR0N-: "CS in CIS und Russland kann man nicht mit einem klassischen Sport wie Fußball vergleichen – Dort gibt es große Akademien, professionelle Ausbildungen und mehr. Das gibt es in Counter-Strike alles nicht. Hier muss man zu Beginn fast alles selbst machen, sich selbst viel beibringen."

Die Arbeit kann sich aber vor allem in finanziell schwächeren Orten sehr lohnen, erklärt KaiR0N-: "CS ist ein Weg, um gutes Geld zu verdienen. Deswegen gibt es hier auch viele gute Leute. Weil man in Russland außerhalb von Moskau nicht so guten Lohn bekommt, bietet das Spiel eine Einnahmequelle. Viele verdienen nur knapp 500 oder 600 Euro pro Monat für ihren Job, weshalb CS selbst auf Tier-3-Niveau lukrativ sein kann. Einige verdienen im Alter von 20 Jahren schon mehr Geld mit CS als ihre Eltern mit ihrem Beruf."



Wer den Sprung zum einem Profiteam schafft, bemerkt die Vorteile noch deutlicher. "Spätestens als ich Virtus.pro beitrat, habe ich gemerkt, dass ich mit CS gutes Gehalt bekommen kann und eine Perspektive habe", so KaiR0N-. Ein weiterer Grund für die hohe Leistungsdichte bei russischen Spieler:innen ist für ihn auch das kalte russische Klima: "Viele bleiben öfter zu Hause, nutzen die Unterhaltungselektronik und haben viel Spaß an Games."

Würde gerne in einem deutschen Team spielen



KaiR0N- ist russischer Staatsbürger, besitzt jedoch deutsche Wurzeln: "Ich wurde in Deutschland geboren, in Starnberg in der Nähe von München. Dort habe ich sechs Jahre lang gelebt, den Kindergarten und die 1. Schulklasse besucht. Dann hat aber mein Vater einen Job in Russland bekommen, deswegen wohnt meine ganze Familie seitdem dort."

Entsprechend ist KaiR0N- bilingual aufgewachsen. "Ich kenne beide Sprachen. Russisch ist zwar meine Muttersprache, aber ich kann auf Deutsch alles verstehen und mit Leuten kommunizieren", erklärt der junge CS-Profi. Aktuell lebt er in der russischen Hauptstadt Moskau und strebt dort einen akademischen Grad im Wirtschaftsbereich an.

In der internationalen Counter-Strike-Szene ist KaiR0N- sehr aktiv, hat keine Probleme mit der englischen Sprache. In den vergangenen Monaten spielte er in unterschiedlichen Mix- oder russisch-sprachigen Teams, zeigte unter anderem individuell starke Leistungen gegen die Ninjas in Pyjamas im ESL Challenger Katowice 2023: European Qualifier. Doch auch mit deutschen Akteuren findet er sich zurecht: "Ich würde gerne in einem deutschen Team spielen. Ein Major-Titel mit einem deutschen Team wäre ein Wunsch."



Ob KaiR0N- zukünftig einem deutschen Team beitreten könnte, bleibt derweil unbekannt. Spekulationen über eine Verbindung mit der BIG OMEN Academy weist er zurück: "Dazu kann ich nichts sagen. Ich kann aber sagen, dass ich sehr guten Kontakt mit David 'prosus' Hesse und Karim 'Krimbo' Moussa habe. Wir verstehen uns gut. Aber ich habe kein Angebot von BIG OMEN Academy. Diese Spekulation ist ein Fake."



Der 19-Jährige kann in die meisten Länder der Welt einreisen. Eine Ausnahme stellt jedoch das Visum in die Vereinigten Staaten von Amerika dar: "Zwei Einreise-Anfragen in die USA wurden abgelehnt. Ich hätte zwar alles erfüllt für ein Visum. Aber weil ich aus Russland komme, durfte ich es nicht haben." Hürden nach Deutschland sieht KaiR0N- derweil nicht: "Es gibt kein Problem für ein europäisches Visum für mich, solange es zeitlich begrenzt ist."

Neben seiner sportlichen Karriere ist KaiR0N- bereits ein geübter Kommentator und könnte sich auch einen Gastauftritt in Deutschland vorstellen: "Ich habe schon kurzzeitig als Caster in Russland ausgeholfen. Vielleicht komme ich mal als Co-Caster bei 99Damage vorbei, falls ihr Lust habt. Das würde mich freuen."

(Bildquelle: ESL)

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