Geposted von w1zzyy,
Für Jon 'JDC' de Castro ist das Turnier in Katowice ein Besonderes: Hier durfte der 22-jährige Rifler im vergangenen Jahr erstmals als Stand-In für Nathan 'NBK-' Schmitt spielen. Wie sich die Rückkehr anfühlt, welche Lehren das Team aus dem Major in Brasilien gezogen hat und was die gestiegene Erwartungshaltung für ihn und seine Teamkollegen bedeutet, verrät der deutsche Publikumsliebling im Interview mit 99Damage. Auch seine Meinung zur neuen Map Anubis ist ein Thema.
JDC: Unser Team steht erst am Anfang
99Damage: Hi Jon, mit den IEM Katowice steht für Euch das erste Turnier des Jahres an. Wie hast Du die lange Pause verbracht?
JDC: Ich habe die lange Pause damit verbracht, mich zu regenerieren und den Urlaub zu genießen, schließlich hat man das nicht so oft. Es war ein langes Jahr, mit vielen Änderungen und vielen Turnieren. Wir haben uns sehr verbessert und eine kleine Pause verdient gehabt. Außerdem habe ich während der Pause einfach mal Zeit mit meiner Freundin verbracht und einige Dinge aussortiert, die in meinem Privatleben richtig laufen müssen, damit meine Performance besser wird.
99Damage: Euer letztes Match liegt inzwischen mehr als zweieinhalb Monate zurück: Im Major-Halbfinale von Rio habt ihr gegen den späteren Sieger Outsiders verloren. Wie groß war die Enttäuschung danach?
JDC: Das Spiel gegen die Outsiders in Rio war auf jeden Fall ein relativ hartes Spiel. Uns war bewusst, dass wir schon sehr weit gekommen sind und unsere eigenen Anforderungen auf jeden Fall erfüllt sind. Dennoch wollen wir natürlich jedes Turnier gewinnen, das wir spielen. Wenn man so kurz davor ist, ins Finale eines Majors zu kommen und potenziell das Major gewinnen kann, ist jede Niederlage sehr enttäuschend. Aber im Großen und Ganzen wussten wir auch, dass wir gerade erst am Anfang unserer Karriere als Team sind und dass es nur bedeutet, dass das Potenzial unendlich ist. Deswegen war die Enttäuschung zwar groß, aber wir wussten auch, dass nur Gutes folgen kann.
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99Damage: Habt ihr vor dem Major mit einem solchen Run gerechnet? Und welche Lehren habt ihr aus dem Turnierverlauf gezogen?
JDC: Wir haben nicht unbedingt damit gerechnet, dass wir so weit kommen. Es war natürlich unser Ziel, wir wollen jedes Turnier gewinnen. Aber es ist eine Sache, da hinkommen zu wollen, und eine andere, es auch zu schaffen. Du kannst so viel an dich glauben, wie du willst, aber wenn die Resultate ausbleiben, ist das noch mal eine ganz andere Geschichte.
Als wir so weit gekommen sind, wussten wir um unser Potenzial. Die Lehren, die wir daraus gezogen haben, sind, dass es eigentlich keine Limits für dieses Lineup gibt und dass wir alles erreichen können, was wir uns vornehmen. Das einzige Hindernis sind wir selber. Wir müssen weiter an uns selber arbeiten, dann kommt alles andere von selbst.
"Es wird eine Ehre, wieder in Katowice zu spielen"
99Damage: Nun steht mit Katowice das Turnier an, bei dem Du im vergangenen Jahr das erste Mal für das MOUZ-Mainteam spielen durftest. Welche Erinnerungen hast Du daran und fühlt sich die Rückkehr vielleicht auch besonders an?
JDC: Wieder hier zu sein, nachdem ich als Stand-In hier gespielt habe, ist tatsächlich ziemlich nice. Ich habe mit Dorian 'xertioN' Berman darüber geredet, dass ich noch ganz genau weiß, wie ich mich gefühlt habe, als ich das letzte Mal hier war. Damals waren meine Ansichten auf das Spiel, auf mich selbst als Spieler anders und ich habe gemerkt, wie ich mich über das Jahr entwickelt habe. Ich bin sehr dankbar dafür und es wird eine große Ehre, wieder in Katowice zu spielen. Diesmal werden wir hoffentlich weiter kommen als im letzten Jahr.
99Damage: Anders als bei den letzten IEM in Köln geht ihr diesmal nicht als Underdog in das Turnier. Habt ihr deshalb etwas an der Vorbereitung geändert?
JDC: Uns ist uns prinzipiell egal, ob wir Underdogs sind oder nicht. Das ist ein Faktor von außen, den man nicht beachten sollte. Vielen Leute hilft es natürlich mental und nimmt den Druck weg, wenn sie wissen, dass sie Underdog sind. Uns hingegen hat es im Training relativ wenig beeinflusst. Unsere Vorbereitung ist gleich geblieben. Wir haben unsere Routinen und das ist nicht davon abhängig, gegen wen wir spielen, sondern einfach, wie es uns am besten hilft, uns zu verbessern.
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99Damage: Wie habt ihr Euch auf Anubis vorbereitet? Und wie ist Deine Meinung zu der neuen Map?
JDC: Über Anubis kann ich nicht so viel sagen, ich möchte ja natürlich auch nichts leaken. Generell ist frischer Wind in Counter-Strike immer eine gute Angelegenheit. Ich persönlich mag die Map nicht unbedingt. Ich bin ein Fan von alten Maps und ich mochte den Mappool davor. Aber man nimmt, was kommt. Veränderung ist nicht immer etwas Schlechtes. Deswegen mal gucken, wie es sich entwickelt.
99Damage: Die Erwartungen an Euch sind im Vergleich zum vergangenen Jahr sicherlich gestiegen. Inwieweit bedeutet das Druck für die IEM Katowice und wie geht ihr damit um?
JDC: Die Erwartungen sind definitiv gestiegen, auch von uns selber natürlich. Wenn man mittlerweile ein Top-fünf-Contender ist, muss man dementsprechend liefern. Das ist uns allen bewusst. Wir waren den Großteil des letzten Jahres in den Top fünf und stehen aktuell auf Platz sieben. Deshalb wird von uns erwartet, dass wir liefern.
Der Druck war aber vorher schon da, weil wir uns alle immer sehr hart gepusht haben, um das Bestmögliche zu erreichen. Jetzt ist es nur noch eine Sache des Abrufens. Generell versuchen wir als Team, uns allen permanent gegenseitig den Rücken freizuhalten, sich zu motivieren und sich zu helfen. Deswegen denke ich nicht, dass der Druck gestiegen ist, sondern eher der Zusammenhalt.
JDC: "Ich bin noch lange nicht an meinem Limit"
99Damage: Welche Eindrücke konntest Du bislang von den anderen Teams sammeln? Gibt es einen Gegner, den ihr im besten Fall vermeiden wollt?
JDC: Alle Teams geben sich relativ robust. Es gab einige Lineup-Changes und wir haben nicht gewechselt, was uns zu einem Team macht, das eingespielter ist. Dennoch legen wir keinen Wert darauf, was andere Teams machen und gegen wen wir spielen. Der größte Gegner sind immer wir selber. Wenn wir Spiele verlieren, verlieren wir gegen uns selbst und lernen daraus. Deswegen haben wir auch keinen Angstgegner.
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99Damage: Im ersten Match trefft ihr auf OG. Ein verhältnismäßig einfaches Los oder gleich ein möglicher Stolperstein?
JDC: Jeder bei diesem Turnier kann Counter-Strike spielen, jeder ist ziemlich gut in dem Spiel und deshalb gibt es auch keine einfachen Lose. Jeder will zeigen, wer der Bessere ist. Und in meinem Kopf sind wir das so lange, bis wir gezeigt bekommen, dass das nicht der Fall ist. Prinzipiell wird jeder Gegner gleich behandelt, wir haben vor jedem Gegner gleich viel Respekt - aber keine Angst. Wir werden versuchen, unser Bestes zu geben und jedes Spiel zu gewinnen.
99Damage: In eurer Gruppe befinden sich neben euch zwei weitere Halbfinalisten des letzten Majors, außerdem zwei Teams, gegen die ihr bereits in Rio gespielt habt. Wie schätzt du diese Gegner momentan ein?
JDC: Natürlich sind die Gegner relativ stark sind. Halbfinalist in Rio zu sein, zeigt auf jeden Fall das Level, auf dem man zum Zeitpunkt des Turniers gespielt hat. Diese Teams arbeiten genauso wie wir daran, sich zu verbessern. Deswegen nehme ich an, dass sie genauso wie wir Fortschritte gemacht haben und auf einem relativ guten Level sind. Es ist daher eine sehr interessante Gruppe. Ohnehin werden die Spiele immer kompetitiver. Deswegen werden wir sehen, wie es ausgeht.
99Damage: Was können wir und die Fans von JDC im Jahr 2023 erwarten?
JDC: Man kann von mir erwarten, dass ich weiterhin mit einer guten Mentalität an die Sache herangehe und dass ich, so gut es geht, immer bodenständig bleibe und hart arbeiten werde. Ich strebe eine permanente Entwicklung an und will mich immer weiter verbessern. Ich bin noch lange nicht an meinem Limit, aber auch noch nicht da, wo ich sein möchte. Es gibt sehr viel mehr zu arbeiten. Wenn ich auf das letzte Jahr zurückblicke, denke ich, dass dieses Jahr eine gigantische Chance wird, Fuß zu fassen in der Szene und zu zeigen, was für ein Spieler ich bin.
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