Geposted von w1zzyy,
Mit Sangal Esports hat sich Robin 'ScrunK' Röpke zum zweiten Mal in Folge für ein europäisches Regional Major Ranking qualifiziert. Dieses Mal will er auch zum IEM Rio Major 2022. Sangal Esports hat das selbstausgegebene Saisonziel erreicht: Ende August gelang dem Lineup rund um die Deutschen Robin 'ScrunK' Röpke und Can 'kyuubii' Kamber die Teilnahme an einem der beiden europäischen RMR-Turniere für die Qualifikation zum IEM Major in Rio.

Auf dem Weg dorthin bezwang man Sashi Esport, Budapest Five, Entropiq und B8. Lediglich im Finale des dritten IEM Road to Rio 2022: European RMR - Open Qualifiers musste man sich mit 10:16 gegen Eternal Fire geschlagen geben. Nun trifft das Team in der ersten Runde des IEM Road to Rio 2022: European RMR A auf den BIG Clan.

ScrunK: "Ich habe mich gar nicht so extrem gefreut"


Im Interview mit 99Damage spricht Robin 'ScrunK' Röpke über die Entwicklung seines Teams, welche Rolle Neuzugang Love 'phzy' Smidebrant dabei spielt und warum er sich bei der ersten Qualifikation für ein RMR mehr gefreut hat. Auch erzählt der 27-Jährige, warum das Team einem Los gegen BIG lieber aus dem Weg gegangen wäre und mit welchen Erwartungen er nach Malta fährt.

99Damage: Hi ScrunK! Erzähl mal, was war im Team los, als euch die Qualifikation für das RMR gelungen ist?

ScrunK: Wir haben uns natürlich alle sehr gefreut. Es war das Hauptziel in dieser Saison, wieder am RMR teilzunehmen. Natürlich wollen wir auf das Major kommen. Aber angesichts der Tatsache, dass wir einen Spielerwechsel hatten und direkt danach die Qualifier waren, war es auch ein bisschen ein unglückliches Timing. So hatten wir eigentlich nur eine Woche, um uns irgendwie einzuspielen. Dass es dann relativ schnell so gut funktioniert hat, darüber waren wir am Ende sehr glücklich.

Wir hatten schließlich keinen leichten Weg und zum Beispiel mit Entropiq einen sehr guten Gegner, den wir erstmal schlagen mussten. Dort haben wir meiner Meinung nach auch gezeigt, dass wir es verdient haben. Dennoch muss ich ehrlich sagen, dass ich mich beim ersten RMR mehr gefreut habe, weil es etwas Besonderes war. Jetzt hat es sich für mich etwas mehr nach Business as usual angefühlt. Aber es war schon eine Erleichterung, es wieder geschafft zu haben.




Neben eurem Coach Tugay 'TuGuX' Keskin bist du der Älteste im Team. Ist es manchmal schwierig, die jungen Wilden im Zaun zu halten?

Gar nicht. Ich bin auch noch jung geblieben im Kopf. Außerdem kann ich sie gut verstehen, weil ich mich noch gut daran erinnere, als ich selbst so jung war. Dementsprechend versuche ich verständnisvoll zu sein. Natürlich habe ich auch eine gewisse Leader-Funktion, der ich auch nachkomme. Aber sonst merkt man eigentlich kaum, dass da ein großer Altersunterschied ist.

Welche Rolle spielen Spieler wie kyuubii und phzy für die Entwicklung eures Teams?

Jeder der fünf Spieler hat seinen Anteil am Erfolg. Ich denke nicht, dass man sagen kann, dass der ein oder andere wichtiger ist. Ohne einen dieser Spieler würde das ganze Kartenhaus zusammen fallen. Wenn sich alle gut entwickeln, tut es natürlich auch dem Team gut.

Was kyuubii angeht, habe ich ihn Anfang des Jahres in eine Rolle gesteckt, die er vorher noch nicht gespielt hat. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn dort sehe von dem Skillset, das er mitbringt. Es hat natürlich ein bisschen gedauert, bis das gefruchtet hat, aber inzwischen – wenn man seine letzten Performances anguckt – sieht man auch, dass es eine gute Idee war. Da bin ich auch ein bisschen stolz auf mich, dass ich das erkannt habe. Gleichzeitig bin ich aber natürlich auch stolz auf ihn, wie er sich entwickelt hat.

Dennoch ist der Weg noch lange nicht vorbei. Er muss sich immer noch weiter entwickeln. Gerade in Hinblick darauf, dass er noch zur Schule geht und weniger Zeit hat, bin ich schon aber sehr zufrieden mit ihm, und natürlich gibt er auch alles.


ScrunK: "Musste jedem sagen, was er zu tun hat"


Für diejenigen, die nicht jedes Spiel von euch gesehen haben: In welche Rolle hast du kyuubii gesteckt?

Er ist bei uns eher der Lurker beziehungsweise Anchor auf der CT-Seite. kyuubii hat relativ viel Verantwortung, auf der T-Seite spielt er relativ viel für sich allein. Dementsprechend muss er aber auch Information weitergeben und Calls bringen. Wenn wir zum Beispiel auf Inferno Banane anspielen, ist er dafür zuständig, am A-Spot Druck zu machen, damit die CTs nicht einfach nach B verschieben. Er hat also schon eine große Verantwortung, aber daran ist er gewachsen, und er macht das sehr gut.

Du spielst nun seit rund acht Monaten bei Sangal. Gib uns doch mal einen Einblick, wie es dazu gekommen ist.

Nachdem man sich bei cowana gegen mich entschieden hatte, wollte ich unbedingt wieder IGL sein. Ich habe gemerkt, dass mir das fehlt und wollte auf jeden Fall wieder diese Verantwortung haben. Dann habe ich meine Optionen geprüft. Ich wusste, dass kyuubi zu Sangal geht – damals war auch Max 'Marix' Kugener für das Lineup geplant. Über die beiden kam der Kontakt damals zustande.

Es war relativ schnell klar, dass sie auch mit mir spielen wollen. Leider kam dann aber Sprout dazwischen, die uns Marix weggeschnappt haben, auch wenn man ihnen das natürlich nicht übel nehmen konnte. Am Ende haben wir uns für Kornél 'kory' Szedlár entschieden und es ist zum Glück alles gut verlaufen.




Du hast vor Sangal nur in deutschen Teams gespielt. Wie hat es sich auf deinen Stil als Ingame-Leader ausgewirkt, dass du jetzt auf Englisch ansagen musst?

Die erste Hälfte des Jahres, als wir noch mit S3NSEY gespielt haben, war es schon etwas Besonderes. Es war zu 100 Prozent mein Spiel. Wir hatten vier unerfahrene Spieler im Team und ich habe mich schon so als eine Art Puppenspieler gefühlt. Das ist gar nicht negativ gemeint, aber manchmal musste ich schon jedem sagen, was er zu tun hat.

Es war ungefähr so: Wir haben trainiert mit dem Ziel, dass jeder individuell besser wird, jeder das Spiel mehr versteht und jeder mehr selbstständig spielt. Aber in den Matches musste ich die volle Kontrolle übernehmen, weil das das Erfolgsrezept war. Inzwischen sind wir aber an einem Punkt angekommen – auch mit phzy, der eine gute Ergänzung war und sehr viele Ruhe und Kontrolle mitbringt – dass ich nicht mehr jedem sagen muss, was er machen muss. So funktioniert das Spiel auch nicht.

Die Leute müssen eigenständig denken und selbst Entscheidungen treffen. Häufig sind es Sekunden, die darüber entscheiden, ob du eine Runde gewinnst oder nicht. Und das kann ich nicht für jeden übernehmen, sondern das muss jeder selbst entscheiden können. Dementsprechend entwickeln wir uns jetzt in eine Richtung, in der das Ganze sehr gut ist und jeder auch eigenständig viel macht, viel denkt und viele eigene Entscheidungen trifft. Aktuell harmonieren wir wirklich sehr gut.


ScrunK: "Wir haben richtig dumme Fehler gemacht"


Waren die angesprochenen Probleme eher der Sprache oder dem Alter der Spieler geschuldet?

Die Sprache ist für mich persönlich gar kein Problem. Ich spreche sehr gerne Englisch, sogar teilweise lieber als Deutsch. Das fällt mir einfach leichter. Wir hatten am Anfang aber das Problem, dass Caner 'Soulfly' Kesici noch gar kein Englisch konnte. Dann musste TuGuX oft auf Türkisch mit ihm reden. Er hat die Sprache dann aktiv gelernt und sich wirklich Mühe gegeben. So wurde es stetig besser.

Dennoch würde ich sagen, dass es eher der Unerfahrenheit der Spieler geschuldet war. Wenn du noch nicht so lange auf einem höheren Niveau spielst, dann denkst du, Plays, die in einem Faceit klappen, können auch in Officials funktionieren. Aber das ist häufig nicht der Fall und eben der Unterschied zwischen Teams und Mixes. Jeder Spieler kann gute Headshots geben, aber gute Teams wissen ihre Vorteile auszuspielen.

Ein Beispiel: Wenn du den Entry Frag machst, dann direkt in den nächsten reinrennst und stirbst, schadet das in 90 Prozent der Fälle deinem Team mehr als es hilft. Das mussten die Jungs mit der Zeit lernen. Jeder darf und muss Fehler machen, um besser zu werden. Das ist leider immer so. Man kann zwar in der Theorie über alles reden, aber manchmal muss es einfach auch emotional wehtun, damit man etwas daraus lernt und seine Schlüsse zieht. Nur mit der Erfahrung wird man besser. Inzwischen spielen wir schon relativ lange und auch sehr viel zusammen. Da geht die Kurve auf jeden Fall stetig nach oben.


Du sagtest, man wird nur besser, wenn man schmerzhafte Erfahrungen macht. Gibt es eine Situation, an die du dich besonders zurückerinnerst?

Beim letzten RMR ohne unseren Fünften spielen zu müssen, weil es Visaprobleme gab, war auf jeden Fall eine frustrierende Erfahrung. Und die schmerzhaftesten Matches waren die Matches in der ESL Challenger Relegation am Ende der Saison. Wir waren in den Spielen an Punkten, in denen es meiner Meinung nach schwerer zu verlieren als zu gewinnen war.

Und dennoch haben wir am Ende beide verloren, dabei hätten gewinnen müssen. Wir haben richtig dumme Fehler gemacht und es aus der Hand gegeben. Das war auf jeden Fall bitter, denn jetzt müssen wir wieder eine Saison ESEA Advanced spielen, was nicht so schön ist wie ESL Challenger.


Lass uns über etwas Positives sprechen: das RMR in Malta. Werdet ihr euch in einem Offline-Bootcamp darauf vorbereiten?

Leider ist das nicht möglich, weil kyuubii mitten in der Klausurenphase steckt. Deswegen haben wir nicht die Option, ein Bootcamp zu machen. Gemeinsam mit kory und phzy treffe ich mich vorher in Frankfurt, weil wir alle von dort aus nach Malta fliegen werden. Da machen wir so eine Art Mini-Bootcamp zum Kennenlernen. Eine andere Möglichkeit haben wir leider nicht.



ScrunK: "kressy ist ein guter Spieler"


Sind für die Zukunft Bootcamps geplant?

Es ist sehr schwierig, Termine dafür zu finden, weil kyuubii gerade in seinem letzten Schuljahr ist und es natürlich wichtig ist, dass er die Schule fertig macht. Man wird nicht sein ganzes Leben CS spielen können, das ist einfach Fakt. Er soll und muss etwas in der Hinterhand haben und dadurch sind wir eben sehr limitiert.

Wenn wir einen Termin finden, werden wir den sofort wahrnehmen. Aber ich denke, dieses Jahr wird es da nicht mehr groß etwas geben. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass nach den Herbstferien die Winterferien sind und es sich da fast nicht lohnt, ein Bootcamp zu machen. Zu der Zeit sind keine Turniere mehr und Weihnachten steht vor der Tür. Daher ist es gerade eher weniger Thema – was wir alle schade finden, denn wir würden schon gerne eins machen.

Aber ist halt auch ganz klar, dass hier kyuubiis Ausbildung vorgeht. Danach richten wir uns und daher versuchen wir einfach online so viel wie möglich aus der Zeit herauszuholen.


Ihr habt Marko 'kressy' Đorđević als Substitute für das RMR gemeldet. Warum gerade er?

Wenn man ein bisschen auf die Historie blickt, sieht man, dass immer, wenn ich mit kressy gespielt habe, er sehr stark performt hat. Ich harmoniere sehr gut mit ihm ingame und weiß, dass er ein sehr guter Spieler ist – auch wenn er das bei cowana Gaming jetzt nicht so zeigen konnte. Aber ich glaube, dass konnte dort in den letzten neun Monaten keiner so wirklich.

Dementsprechend habe ich vollstes Vertrauen, dass wenn der Worst Case eintreten sollte und wir einen Substitute brauchen, dass wir uns schnell finden werden und er auch relativ schnell verstehen wird, was ich von ihm möchte. Es ist meiner Meinung nach mehr wert, einen Spieler zu haben, mit dem man gut zusammenarbeiten kann, als einen, der vielleicht für seine krassen Headshots bekannt ist.


In der ersten Runde des RMR werdet ihr auf BIG treffen. Freust du dich auf das Wiedersehen mit Karim 'Krimbo' Moussa?

Ich hätte mich mehr gefreut, wenn ich nicht gegen sie spielen müsste. Gerade bei BIG sind natürlich Freunde und alles. Ich glaube, keiner von uns wünscht dem anderen, mit einer Niederlage zu starten. Ich hätte mir eher gewünscht, dass beide Teams gegen einen anderen Gegner starten und im Optimalfall mit 3:0 durchgehen. Aber das ist jetzt nicht mehr gegeben, deswegen ist es, um ehrlich zu sein, eher ein undankbares Los, über das ich mich nicht so sehr freue.

ScrunK: "Ein Traum, auf den ich seit 2012 hinarbeite"


Aber du hältst es für möglich, BIG zu schlagen? Bei den letzten Events schien das Team seiner Form hinterherzulaufen.

Ihre Form will ich gar nicht beurteilen. Sie haben einen Spielerwechsel gemacht, der verbunden war mit einem Rollenwechsel. Außerdem haben sie mit tabseN einen unfassbar schlauen Spieler und auch sehr starken Fragger. Es sind einfach die besten deutschen Spieler und deshalb will ich mir kein Urteil über die vergangenen Resultate erlauben.

Im Endeffekt ist eins sicher: Wir connecten auf den Server, man gewinnt Runden, wenn man die Bombe defused, die Gegner tötet oder die Bombe explodiert. Es ändert nichts, es ist immer noch Counter-Strike – alles kann passieren. Wir gehen natürlich nicht in das Match mit dem Gedanken, dass wir BIG nicht schlagen können. Wir müssen einfach unsere beste Leistung abrufen. Und wenn es zum Sieg reicht, können wir zufrieden sein. Wenn nicht, müssen wir schauen, woran es lag.


Welche Chancen rechnet ihr euch allgemein auf die Qualifikation für das Major aus?

Ich fahre nicht zum RMR, weil auf Malta so gutes Wetter ist. Die Chancen sind da. Ich habe das im ersten RMR gemerkt. Auch mit Coach hätten wir gegen G2 Esports gewinnen müssen. Dabei waren sie damals in der Top drei der Welt. Wenn man sich das Match anschaut, kann man auch verstehen, warum ich das sage.

Es ist und bleibt einfach Counter-Strike. Welche Teams dort sind, ist nicht wichtig. Am Ende müssen wir einfach unser bestes Spiel zeigen. Wir wissen, dass wir es können und ich fahre auf jeden Fall mit dem Gedanken dahin, dass ich danach einen Sticker im Spiel habe.


Gesetzt dem Fall, euch gelingt der große Sprung: Was wird dann im Team los sein?

Man wird sich vielleicht freuen und den einen oder anderen Apfelsaft trinken. Spaß beiseite: Ich kann es nicht beschreiben. Ich weiß nicht, was dann mit mir los sein wird. Das ist ein Traum, auf den ich jetzt seit 2012 wie ein Verrückter hinarbeite. Es wäre auf jeden Fall ein sehr, sehr großes Ziel, was man dann endlich erreicht hätte. Aber so weit will ich noch gar nicht denken.

Das Einzige, woran ich denke, ist es auf den Server zu connecten, als erstes gegen BIG zu spielen und dann das nächste Match. Ich nehme es, wie es kommt. Wir schauen von Spiel zu Spiel, wie man als Fußballer so schön sagt. Es wird mir nicht helfen in den Spielen, wenn ich daran denke, was passieren würde, wenn wir gewinnen.


ScrunK, vielen Dank für das Interview!

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