Geposted von EddieCochran,
Jan '⁠Swani' Müller fungiert bei den am Donnerstag startenden IEM Winter 2021 als Headcoach von G2 Esports. Der Stuttgarter spricht mit 99Damage über die herausfordernde Aufgabe. Die Premiere von Jan '⁠Swani' Müller als Headcoach von G2 Esports steht bei den IEM Winter unmittelbar bevor. Seit Mitte November leitet der Deutsche die Geschicke des Teams auf dieser Position, nachdem die Trennung von Damien 'maLeK' Marcel nach drei Jahren Amtszeit bekanntgegeben wurde.

Überrascht von dem Schritt war Swani nicht, denn intern stand der Abschied des französischen Trainers seit drei Wochen fest. Das Resultat des Majors in Stockholm hätte daran nichts geändert, sagt der Stuttgarter. Immerhin schaffte es das Quintett ohne Niederlage bis ins Finale,musste sich dort allerdings Natus Vincere geschlagen geben.

Im Rückblick weiß der neue Head-Caoch viel Gutes von dem Turnier zu berichten: "Es war ein geiles Turnier mit den Zuschauern, das hat so gefehlt in den vergangenen beiden Jahren." Die Stimmung im Team sei sehr gut gewesen und die Atmosphäre vor Ort sorgte für einen "Motivations-Boost".

Tränen nach Finalniederlage



Während des Topturniers in Schweden wurde Zusammenhalt stets gepflegt: "An Spieltagen sind wir alle zusammen zum Essen gegangen und die Konzentration wurde immer hochgehalten", sagt Swani. G2 Esports spielte sich so neben Natus Vincere souverän ins Finale. Freilich hadert Swani mit der verpassten Chance auf den Major-Titel: "Auf Nuke hätten wir gewinnen müssen, dazu hatten wir acht Runden Zeit. Wer weiß, was dann auf der dritten Map passiert wäre. Möglicherweise hätte NAVI dann Nerven gezeigt."

Nach dem verlorenen Endspiel seien bei den Spielern einige Tränen geflossen, sagt Swani. "Natürlich war das eine riesige Chance, die verpasst wurde. Danach ist jeder erst einmal auf sein Zimmer gegangen, um sich zu sammeln und etwas Ruhe zu finden. Danach waren wir zusammen Essen und auf der Afterparty hat sich die Spannung und die Trauer gelöst."



Der G2-Headcoach lobt Major-Gewinner Natus Vincere ausdrücklich: "Es war eine grandiose Leistung von NAVI. Oleksandr 's1mple' Olehovych Kostyliev und Valeriy 'b1t' Vakhovskiy haben überragend gespielt. Wir sehen aktuell das beste NAVI aller Zeiten, das eine Ära prägen kann.“
Aktuell aber richtet sich der Blick von Swani auf die bevorstehenden Aufgaben bei den Intel Extreme Masters Winter, die wie das Major in Stockholm stattfinden.

Der große Rivale Natus Vincere ist dieses Mal nicht dabei. Wohl aber andere ernstzunehmende Widersacher wie Team Vitality, Heroic und das zuletzt wiedererstarkte Astralis. Als erster Gegner wartet am Donnerstagnachmittag zunächst das chinesische Team TYLOO.

Der nun ins Rampenlicht gerückte G2-Headcoach Jan Müller sieht seine neue Rolle etwas zwiegespalten: "Ich glaube nicht, dass ich der beste Coach bin, weil ich eher ein ruhiger Mensch bin. Im Gegensatz dazu ist maLeK lebhaft und kann Spieler mit seiner Art hypen."

maLeK als Vorbild und Mentor



Was ihm Auftrieb gibt, ist der Zuspruch der Spieler. "Sie sind sehr zufrieden mit meiner Arbeit und stehen meiner neuen Rolle sehr positiv gegenüber", sagt der Baden-Württemberger. Das Miteinander auf Augenhöhe habe Tradition bei G2 Esports. Swani beschreibt maLeK als sein Vorbild und Mentor, von dem er viel gelernt hat.

"Die Arbeit von maLeK ist geprägt von einem freundschaftlichen Umgang mit Spielern", sagt Swani. "Ihm und mir ist es wichtig, dass man die Meinung der Spieler stets mit einbezieht in der täglichen Arbeit. Dazu gehört auch, dass man eine gemeinsame Diskussion führt und die Lösungsvorschläge von beiden Seiten angenommen werden können."



So widerspricht Swani auch gängigen Klischees, dass die Stars von G2 Esport toxisches Verhalten an den Tag legen würden. "Natürlich ist es entscheidend, wie man mit den Profis umgeht. Die flache Hierarchie zwischen Spielern, Trainer und Management bietet ein gesundes Fundament in unserer Zusammenarbeit."

Angesprochen auf die Gerüchte um eine anstehende Trainerverpflichtung, meint der 26-jährige Deutsche: "Ich habe kein Problem damit, wieder in die Rolle des Analysten zu rücken." Neben den IEM Winter tritt G2 Esports kurz darauf noch im BLAST Premier: World Final 2021 an, bei dem Swani das CS:GO-Team auch als Headcoach anführen wird.

kennyS vertritt nexa



Neben kolportierten Trainer-Verpflichtungen berichtete mehrere Medien über anstehende Spieler-Wechsel im Lineup von G2 Esports. Kommentieren will Swani die Gerüchte über eigene Spieler nicht. Im Fokus des Stuttgarters steht die Vorbereitung auf die kommenden beiden Turniere. "Aktuell arbeiten wir am Mappool. Daher steht viel Spielen und weniger Taktik auf dem Trainingsplan."

Diese Maßnahme ist in Voraussicht auf den Start der IEM Winter, bei denen die Auftaktmatches als Best-of-One gespielt werden. "Spieltechnisch sind wir derzeit auf einem Toplevel, makrotechnisch brauchen wir noch etwas Überarbeitung.“
Statt des etatmäßigen Ingame-Leaders Nemanja 'nexa' Isaković, der nach Angaben von G2 wegen Visum-Problemen derzeit nicht in die EU einreisen kann, kehrt bei den IEM Winter Kenny 'kennyS' Schrub zurück ins Roster. Die AWP-Legende war im März dieses Jahres auf die Ersatzbank gerückt. Jan '⁠Swani' Müller ist somit zum Improvisieren gezwungen: "Die Aufgaben von nexa werden in seiner Abwesenheit unter Nikola 'NiKo' Kovač und François 'AmaNEk' Delaunay aufgeteilt."



Die kommenden Herausforderungen geht der G2-Verantwortliche akribisch, aber auch gelassen an: "Ich freue mich auf die Erfahrung als Headcoach. Das wird mich persönlich mit Sicherheit weiterbringen." Swani springt damit über seinen Schatten, weil er diese Rolle bisher nie ernsthaft in Erwägung gezogen hatte.

Das sei kein Understatement, lässt er wissen, sondern durchaus der Respekt vor den komplexen Aufgaben als Trainer. Denn neben Taktik und Strategie seien auch Menschenführung und Präsentation nach außen gefragt.
"Hätte ich das Angebot ausgeschlagen, wäre ich aber blöd gewesen", sagt der Schwabe.

Die Ziele für die beiden hochklassig besetzten Turniere zum Ende des Jahres sind Platzierungen unter den Top drei. Freilich sind auch beide Titel machbar für den Major-Finalisten von Stockholm. Das könnte den eher reservierten Swani endgültig aus der Reserve locken, der von sich sagt: "Ich will mich nicht verstellen, wenn ich ausraste." Vielleicht braucht es dazu einfach nur einen passenden Grund.

Die IEM Winter 2021 könnt ihr ab Donnerstag live bei 99Damage auf Twitch verfolgen:

(Erster Kanal)

(Zweiter Kanal)


Foto: Jan Müller/G2 Esports

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